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Buchbesprechungen
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auch zum Zentralpunkt werden kann. Nur in diesem Sinne ist auch die „Ueber-
sicht über die wichtigsten Symbole" zu verstehen. (Hierbei mag es übrigens
strittig bleiben, ob die Trennung in Symbole mit sexueller und asexueller Bedeutung
am Platze ist.) — Von großer Bedeutung für den Parapsychologen
sind besonders die Kapitel, die der Wahrtraumfrage gewidmet sind. Der Verfasser
setzt sich ziemlich offen für die Realität von Wahrträumen, d. h. von
telepathischen und proskopistischen Träumen ein und stellt sich hierdurch in
Gegensatz zu Freud. Sehr hübsch ist die Deutung dieser Einstellung Freuds,
die Zenker eben auf Grund der Psychoanalyse vornimmt und die er — sicher
mit Recht — auf „Widerstände und Sperrungen" zurückführt. Das gut zusammengestellte
Literaturverzeichnis bringt sogar Werke über „Die Frage der
Wahrträume", Okkultismus und Parapsychologie, unter deren Autoren auch
Richet, Tischner und Buchner vertreten sind. Auch Baerwald mit dem von ihm
herausgegebenen Band des „Dreimännerbuchs" fehlt nicht. Alles in allem liegt
hier ein Werk vor, das nicht nur eine Orientierung, sondern eine sehr gründliche
Einführung in die Psychoanalyse gibt und für diesen Zweck volle Empfehlung
verdient. Prübusch, Berlin.
Naturwissenschaft und Astrologie. Von Erich Winkel. Dom-Verlag
M. Seitz & Co., Augsburg. 126 S,. geh. 3.80 Mark, geb. 4.90 Mark.
Dieses Buch hat sich die Aufgabe gestellt, das astrologische Lehrgebäude,
und vor allem seine metaphysisch-mythischen Hintergründe im Lichte modemer
naturwissenschaftlicher und speziell geophysikalischer Denkweise zu betrachten
. Dies wäre an sich nichts absolut Neuartiges, denn fast jedes gute Lehrbuch
der Astrologie gibt seine Aussagen unter starker Berücksichtigung des
modernistischen Weltbilds. Das Verdienst von Winkels Werk ist aber in der
vorurteilslosen und unvoreingenommenen Gründlichkeit zu suchen, mit der er
aus seiner Fundierung der alten astrologischen Theorien schließlich eine Apologie
der Astrologie entstehen läßt, die nunmehr allen Angriffen negativer Kritik
standzuhalten vermag. Es ist eine uns zunächst ungewohnte Methode, eine Wissenschaft
sozusagen in statu nascendi begreifen zu wollen; doch weist Winkel
nach, daß es bei der Astrologie keinen anderen Weg zu ihrem Verständnis gibt.
Wenn wir uns gewöhnt haben, in der Astrologie nicht irgendeine Form der
Mantik, sondern vielmehr ein ganz großes, einer harmonistischen Totalitätsidee
entwachsenes Gedankengebäude zu sehen, dann haben wir auch für die Beurteilung
ihrer effektiven Leistungen ein brauchbares Kriterium. Richtig angewandt
, läßt es freilich (nach Winkel) die vorgegebenen Möglichkeiten astrologischer
Dia- und Prognostik stark zusammenschrumpfen. Von den berühmtberüchtigten
Prophezeiungen ä la „Glück in der Lotterie, Liebe und Ehe" bleibt
nichts mehr übrig: voll und ganz gerechtfertigt wird aber die Astrologie in ihrem
Bestreben, eine symptomatische Parallelität, zwischen Himmel-Erde und auch
Himmel-Mensch aufzufinden und zu begründen. Den Gedanken des Kausalnexus
, der leider auch heute noch in vielen Fachwerken herumspukt, lehnt
Winkel entschieden ab: in ihm sieht er ein typisches Produkt zeitgenössischer
Denkart, die in diesem Fall absolut sinnlos ist. Endlich verteidigt Winkel dtie
Astrologie gegen die von böswilliger Ignoranz immer wieder aufgewärmten Einwände
, die im Zusammenhang mit ihrer Fiktion des Geozentrismus und ferner
dem astrologischen Tierkreis hergeleitet werden. Man könnte etwa von der
Ueberflüssigkeit einer solchen Arbeit sprechen; doch hieße das den Einfluß jener
kritiklos immer wieder abgeschriebenen „Widerlegungen" verkennen. Sie alle
werden hier ein für alle Mal so gründlich abgetan, daß sie hoffentlich in Zukunft
nicht mehr auftauchen-werden. Ein gut zusammengestelltes und ausführlich
kommentiertes Literaturverzeichnis nennt dem Anfänger die wichtigsten
Fachwerke. Auch Winkel ist der Ansicht, daß der Astrologie ihre kritiklosen
Freunde gefährlicher als ihre Feinde seien; deswegen fordert er scharfe Sichtung
des traditionellen Lehrguts, das tatsächlich zu einem guten Teil recht sinnlos»
kompiliert ist. Immerhin darf man aber einige Zweifel an der von ihm statuierten
Berechtigung äußern, a priori alle detaillierten, sich nur auf das äußerliche
Geschehen beziehenden Prognosen abzulehnen. — Es ist nur zu wünschen, daß
Winkels Buch recht viel zur Renaissance der Astrologie beitragen möge.
Prübusch, Berlin.
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