http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0636
586
Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1930.)
The Athenaeum
Pall Mall
London S. W. i, den 15. Januar ia3o.
Lieber Lord Charles,
nachdem die Sitzungen mit Rudi Schneider in London jetzt vorüber sind,
möchte ich Ihnen und Mr. Harry Prico recht herzlich danken, daß Sie mir
die Gelegenheit geboten haben, die „Manifestationen* dieses Mediums zu beobachten
. Obwohl sich nichts ereignete, während ich die Erlaubnis hatte, das
Medium zu kontrollieren (was dem hemmenden Einfluß irgendeiner suggestiven
Vorstellung in seinem Bewußtsein oder in dem Bewußtsein „Olgas" zuzuschreiben
gewesen sein mag), waren doch die Phänomene, die ich sah, als Mr. Price
kontrollierte, — Vorhangbewegungen, Emporschweben des Papierkorpes Bewegung
der Glocke usw. — eindrucksvoll und es ist sehr schwer, sie auf Grund
der bekannten physikalischen Gesetze zu erklären.
Der Trancezustand, in den sich Rudi während der Sitzungen versetzt,
unterscheidet sich von dem Zustand, der gewöhnlich bei hysterischen Patienten
beobachtet werden kann, wenn sie sich in spontaner oder künstlich
hervorgerufener Hypnose befinden, aber nach eingehendem Nachdenken über
das, was ich gesehen habe, finde ich nicht, daß es eine annehmbare Hypothese
wäre zu erklären, der Trancezustand sei nur vorgetäuscht. Diei kloiuV
sehen Zuckungen der Muskeln zu Beginn und Ende des Tranoezustandes,, die
Veränderung der Pulsrate usw. sprechen dafür, daß es sich um einen echten,
selbst herbeigeführten hypnotischen Trancezustand handelt.
Mit freundlichen Grüßen Ihr aufrichtig ergebener
(gez.) William Brown.
Schlußfolgerungen.
Der sorgfältige Leser des Berichtes über unsere Untersuchung der medialen
Fähigkeilen Rudi Schneiders wird, wenn er ehrlich! ist, gezwungen^ sein
zuzugeben, daß wir absolut echte Phänomene unter Bedingungen beobachtet
haben, die jeder stichhaltigen Kritik standhalten. Es ist recht gut und
schön für denjenigen, der bei unseren Versuchen nicht anwesend war„ zu
sagen, daß wir dies oder jenes hätten tun müssen, dies oder jenes getan haben
könnten. Ich persönlich könnte in jedem Bericht, der je veröffentlicht wurde,
Lücken finden — vor allem wenn ich bei den darin geschilderten Untersuchungen
nicht anwesend war! Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß Rudi der unbarmherzigsten
dreifachen Kontrolle unterworfen wurde», die je hier oder in
einem anderen Lande einem Medium auferlegt wurde und diei Prüfung mit
fliegenden Fahnen bestanden hat. Die Echtheit der Phänomene, die in seinen
Londoner Sitzungen hervorgebracht wurden, hat auf fast hundert Persönlichkeiten
, darunter Gelehrte, Aerzte, Geschäftsleute, Berufsitaschenspieler, Journalisten
usw., usw. Eindruck gemacht.
Ich will noch einmal die Bedingungen der dreifachen Kontrolle wieder-
holen: Rudi wurde an Händen und Füßen von einem Kontrolleur gehalten,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0636