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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1930.)
Stellung von dem, was wir sahen und von den Bedingungen, unter denen es geschah
, beizubringen; aber wenn er sich in das Studium unserer Bedingungen
und Ergebnisse vertieft, bin ich sicher, daß er die Phänomene,, die so viele
von uns beobachteten, und die Art, wie wir sie beobachteten, zu schätzen wissen
wird.
Es ist unmöglich, einige der Phänomene, die wir beobachteten, auf normale
Weise nachzuahmen. Der „kalte Hauch" z. B. kann niciht leicht nachgemacht
werden und er war manchmal sehr stark. Die merkwürdigen Wellen,, in die
sich die schweren Vorhänge in der fünften Sitzung formten (Dr. F. G. S»
Schiller beobachtete sie), können nicht mit gewöhnlichen Mitteln hervorgebracht
werden. Als ich versuchte, mit meinen Händen, Füßen und Stöcken; dasselbe
Phänomen zu erzeugen, scheiterte ich vollständig, kein Schieben, Ziehen,
oder Treten meinerseits konnte diese schweren (getrennt aufgehängten) Vorhänge
dazu bringen, in einer Reihe von durchgehauenen Ausbuchtungen über
unsere Köpfe zu fliegen, wie wir es beobachteten. Ein andermal versuchte es
Prof. Nils von Ilofsten, ohne daß es ihm gelungen wäre.
Glaubt der gewissenhafte Leser dieser Berichte ernstlich, daß es möglich
ist, einen „weiblichen Arm", der einen Papierkorb hält und schwenkt, unter
den bei diesen Versuchen obwaltenden Bedingungen auf normale Weise hervorzubringen
? Und doch haben wir folgendes gesehen: etwas das aussah, wie ein
>öllig ausgebildeter, unbekleideter weiblicher Arm mit einer Hand und Fingern
kam aus dem Kabinett hervor und zog sich wieder in dasselbe zurück. Hätte
irgend jemand unter unseren Versuchsbedingungen auf normale Weise jene
kleine, schlanke, sehr weiße, vierfingrige Hand nachahmen können, welche versuchte
, Lord Charles Hopes Rose aufzunehmen und ihm nachher die) Hand
tätschelte? Allen Ernstes: würde nicht die Nachahmung dieses Phänomenes
mit normalen Mitteln (die Hand von Lord Hope befand sich tatsächlich zwischen
clei „Hand" und dem Medium) unter unseren Kontrollbedingungen
ein ebenso großes „Wunder" bedeuten, wie das, welches wir tatsächlich erlebten
?! Und dennoch wurde das gleiche Phänomen in der ausgezeichneten letzten
Sitzung nochmals beobachtet. Ich bin es müde, Taschenspieler und andere
herauszufordern und Geldpreise auszusetzen für die Nachahmung von Rudis
Phänomen unter unseren Kontrollbedingungen, Bedingungen, die unsere Kritiker
zu Schanden gemacht haben.
Wenn von der F a r be oder Weiße der Pseudopode oder Gliedmaßen gesprochen
wird, die aus dem Kabinett hervorkommen, muß man sich »erinnern,
daß wir ihre Farbe nicht genau feststellen können, weil alles, was wir sehen,
eine mehr oder weniger helle Oberfläche ist, von der die Strahlen der
Rotlichtlampe reflektriert werden. Soweit wir es wissen, können
die „Glieder" auch eine blaßgelbe oder andere helle Färbung haben. Aber im
Vergleich mit einer bekannten Farbe, wie derjenigen einer menschlichen Hand
oder einem weißen Blatt Papier, ist es nicht schwer, ihre relative Helligkeit
festzustellen. Die Pseudoj>ode könnten sogar rosa sein, da natürlich das rote
Licht diesen Ton >iel heller erscheinen lassen würde, ebenso wie ein helles
Grün (die Komplementärfarbe) unter denselben Bedingungen dunkler er-
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