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600 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1930.)
Kenntnis der Lage von Gegenständen, die den Sitzungsteilnehmern unbekannt ist.
Versuch mentaler Phänomene.
Klonische Zuckungen und Krämpfe im Trancezustand.
Andauernde erschöpfende Atmung in der Trance.
Beschleunigung der Pulsfrequenz im Trancezustand.
Experimente mit dem Metagraphologen Otto Reimann-Prag.
Im Auttrage der „Berliner Aerzilichen Gesellschaft tür parapsychische
Forschung",
berichtet von Dr. med. AdolfSchmidt.
Bevor über die Experimente berichtet wird, die seitens der Berliner Aerzt-
lichen Gesellschaft für Parapsychische Forschung mit dem Metagraphologen
Otto Reimann aus Prag im Februar 1980 angestellt wurden, erscheint es angebracht
, einige Angaben über diesen selbst zu machen, besonders im Hinblick
auf das Ergebnis mehrjähriger Versuche von Prof. Oskar Fischer-Prag, der als
der eigentliche Entdecker der parapsychischen Fähigkeiten von Otto Reimann
zu gelten hat.
Otto Reimann, im Jahre 190B in Prag geboren, stammt aus einer angesehenen
, vermögenden Familie; sein Vater war Chef einer der bedeutendsten
Kohlengroßhandlungen in Prag. Nach Absolvierung des Gymnasiums trat er in
eine Prager Bank ein. Er ist ein Mann von umfangreicher Bildung und den
angenehmsten Umgangsformen. Ein lebhaftes Temperament und sprühender
Witz, verbunden mit einer außerordentlichen Scblagfertigkeit zeichnen ihn
aus. Von der Graphologie her, die stets seine besondere Neigung hatte, ohne daß
er sie doch, zunächst wenigstens, berufsmäßig ausgeübt hätte, ist er zur Parapsychologie
gekommen.
Nach den Angaben von Prof. Fischer ergibt sich über die besondere Begabung
Reimanns folgendes Bild: Er kann, obzwar er nie die schulmäßige
Graphologie studiert hat, nach ganz kurzem (manchmal nur einige Sekunden
dauerndem) Betrachten der Schrift den Autor, seine Fähigkeiten, sein Aeuße-
res, sein Milieu und zum Teil auch seine Vergangenheit beschreiben; dasselbe
kann er, wenn man ihm die Schrift nur zum lasten vorlegt und dabei das
Sehen seinerseits ausschließt. Dasselbe kann er, wenn der Versuchsleiter an
eine bestimmte Person denkt, was Prof. Fischer mit dem Ausdruck „Psychischer
^ransfert" bezeichnet, und er kann auch nach Transfert oder nach Betasten
einer Schrift die Schrift imitieren. Dies geschieht alles im Wachsein, nur
manchmal zeigt sich bei ihm ein leichtes Versunkensein, das einer ganz leichten
Trance ähnelt.
Als einige der auffallendsten Leistungen bei Schriftvorlage gibt Prof.
Fischer an:
1. Ueber das Schicksal des Schreibers: In einem Falle (Abschiedsbrief
einer Selbstmörderin) erkannte ei die Melancholie und die Absicht, sich
umzubringen; in zwei anderen Fällen (aus Briefen, die jedoch längere Zeit
vor dem Tode geschrieben waren) erkannte er den Lebensüberdruß, dessen Folge
war, daß die Schreiber nicht mehr am Leben sind.
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