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Schmidt: Experimente mit dem Metagraphologen Reimann-Prag. 603
baren Schlag gegen den Kopf gegeben haben. Tatsächlich hat sich damit vor
Jahren ein Prof. Fischer gut bekannter Mensch auf diese Weise erschossen, ein
Unistand, der außer Prof. Fischer niemand aus der Umgebung bekannt war.
Von diesen Gegenständen war Prof. Fischer nur im Falle 8 deren Geschichte
bekannt; im Falle i. wußte er weder, was der Inhalt des verklebten
Päckchens sei, noch die Geschichte des Gegenstandes. Von den Gegenständen
2, 3, !\, 3, wußte er nur, daß damit ein Verbrechen geschah, denn sie
stammten aus einer gerichtlichen Sammlung, er wußte aber nicht, was damit
geschehen war, erst nachher ließ er sich die darüber befindlichen Notizen vorlegen
. Damit aber auch nur die geringste Beeinflussung von seiten Professor
Fischers entfalle, suchte er zu diesen Gegenständen 2, 3, \, 5 noch ähnliche
Gegenstücke aus, die „keine Geschichte" hatten, als noch zwei recht ähnliche
Revolver aus seinem Besitz, einen Pflasterstein und einen Zaunpfahl, die den
Ilauptgegenständen recht ähnlich waren. Diese acht Gegenstände wurden Rei-
mann vorgelegt; nach kurzem Besinnen legte er die von Prof. Fischer ausgesuchten
Gegenstände weg und legte sich die richtigen vier gleich zurecht mit
den Worten: Damit ist was geschehen.
II. Auf die zweite Gruppe entfallen sieben Experimente mit Gegenstände«,
die mit keinerlei Verbrechen oder Unglück in Zusammenhang stehen und deren
Geschichte bzw. Eigentümer Ileimann schildern sollte. Diese Gegenstände
kannte Prof. Fischer, Hbcnso ,,ihre Geschichte" und ihre Eigentümer; trotzdem
er anwesend war bei diesen Versuchen, ergaben fünf davon ein negatives Resultat
, nur zwei Experimente konnten als Treffer bezeichnet werden.
Es fällt besonders das Mißverhältnis der Treffer der zwei Gruppen auf:
in der Gruppe I, das ist bei Gegenständen, welche mit irgendeiner Bluttat in
\ erbindung stehen, zeigten sich sieben Treffer, also ein auffallend hoher
Prozentsatz, wogegen bei Gegenständen, die keine solche stark affektbelonte
Geschichte haben, Reimann nur zwei Treffer, einen wesentlich geringeren
Prozentsatz hatte. Es erweist sich somit, daß da> affeklbetonte GeschehnLs den
Gegenstand am nachhaltigsten ,.beeindruckt".
Wurde oben schon auf einen Gegensatz zwischen Rafael Schermann und
Otto Reimann hingewiesen, so dürfte hier, ehe wir die von uns aufgenommenen
Protokolle für sich selber sprechen lassen, der rechte Ort sein, auf eine Verschiedenheit
des letzteren auch mit dem in letzter Zeit bekannfgewordenen
psychometrischen Medium Lotte Plaat hinzudeuten. Der sofort in die Augen
fallende Unterschied zwischen Otto Reimann und Lotte Plaat - übrigens
auch zwischen dieser und der neuerdings bekanntgewordenen Frau Dr. Akke-
ringa besteht in der Art des Vorgehens. Während Frau Lotte Plaat zahlreiche
Zwischenfragen im Verlauf ihrer Produktionen stellt, wieder und immer
wieder, so daß man nicht selten den Eindruck hat, als ob sie sich eben an
der Hand der Fragen erst hindurchlastet, hindurchfühlt zu der Persönlichkeit
, die sie in sich lebendig machen will, geschieht nichts dergleichen bei Reimann
. Im Gegenteil 1 Ei lehnt alle anderen \ngaben als Alter und Geschlecht
als störend ab, stellt keinerlei weitere Fragen. Mitunter kommen seine Vus-
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