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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0657
Schmidt: Experimente mit dem Metagraphologen Reimann-Prag. 607

Sagt: Bis zu einem gewissen Grade eine Aehnliehkeit mit Prof. Einstein. —
Reimann macht den Gang nach.

Sagt weiter: Gang gerade und straff, wenigstens im Willen, dabei natürlich
bei seinem Alter schon etwas tapsig. Auffallend schöne, ausdrucks\olle Hände.
Trägt goldgeränderte Brille oder Zwicker. Er schaut sein Auditorium an wie
ein Feldherr seine Ileerschar. Er kann ohne Auditorium nicht leben, braucht
Beifall. Ein glänzender liedner. Er hatte früher seidenweiche Ilaare, die er
in der Jugend aus der Stirn zurückstrich. Von dieser Bewegung ist heute noch
eine Gebärde übxiggeblieben; er erinnert sich dann und hält auf halbem Wege
inne.

Die Handschrift ist außer dem ( eberreichenden niemand bekannt. Es
handelt sich um Freud. Die Beschreibung der Körperlichkeit wird von Prof.
Einstein und seiner Gattin, die beide Freud persönlich kennen, bis auf die
Statur ~ , als durchaus zutreffend bezeichnet. Prof. Einstein spricht von einem
„ganz ungewöhnlichen" Fall.

3. Fall: Ein Schreiben, übergeben von Dr. Lipsehütz. Vngabe: ,,Es ist
ein Mann."

Herr Dr. Lipsehütz selbst sagt folgendes zu dem Fall: Herrn Heimann lag
der offene Brief vor. Soviel ich sehen konnte, nur die erste Seite. Der Brief
war ihm bei Beginn der Sitzung mit drei oder vier arideren, z. T. in Kuverts
verschlossen, übergeben worden. Er hatte alle untereinander und durcheinander
vor sich oder neben sich liefen. Ich habe nicht bemerkt, obwohl ich darauf
achtele, daß er vor der Deutung in den Brief hineingeschaut hatte. Vis er zu
meinem griff, kann er dabei nach meinen Beobachtungen allenfalls die erste
Seite überflogen haben, aber auch das ist mir zweifelhaft. Herr Reimann bestritt
auf meine nachträgliche Frage, Datum und Absendungsort gelesen zu
haben (vom n. ro 1910). Wie gewöhnlich wünschte Herr Keimann vorher
zu wissen, ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Schreiber handelte.
Ich antwortete, daß es sich um einen Mann handele, daß ich aber über das
Alter nichts wüßte. Ich sagte nicht, daß der Schreiber nicht mehr lebe.

Herrn Ileimanns Angaben kamen zuerst fast explosiv, nachdem er nur die
Ueberschrift gelesen zu haben schien und mit großer Lebendigkeit. Es sah aus,
als ob die Schrift einen besonders starken Eindruck auf ihn mach". Er begleitete
seine Worte häufig mit plastischen Bewegungen, als ob er aus der Vrt
der Schrift mit einem Blick den Beruf des Schreibers herauslese.

Er sagte (stenographisch aufgenommen): Mittleres Alter ... 3o 'jo (auf
meinen Einwurf, ob er meine: jetzt so alt oder z. Zt. der Niederschrift des
Briefes: natürlich, als er den Brief schrieb» ... unerhört begabt ... sieht alles
plastisch . .. alles, was er tut, sieht er . .. muß ein Plastiker sein .. ein Bildhauer
in Ton ... unerhört intelligent ... hat eine gewisse Lebensklugheit . ..
und ist sehr gescheit ... er lebt nicht mehr? (auf meinen Einwurf: woraus
schließen Sie das? Antwort: ich habe den Eindruck, als ob er tot ist, das ist nur
ein Eindruck) ... er ist sehr bekannt ... er wird mit einem Titel angesprochen,
nicht mit seinem Namen ... er hat etwas Aufgeregtes beim Schreiben des
Briefes ... aus Aufregungen kommen ihm Anregungen ... aus Affekten . ..


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