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Zug zutrifft. So hat der Zufall ein ganz besonders eindrucksvolles Beispiel
geschaffen — ein Beispiel, wie es die ausgeklügeltste Versuchsanordnung nicht
raffinierter sich hätte ausdenken könneu.
Nach einer Pause von etwa *4 Stunüe kommt nun ein Fall von Psychometrie.
5. Fall: Von Dr. Kronfeld überreicht: „Ein Messer, das vor drei bis vier
Jahren ein Mann selbst gemacht und mir geschenkt hat, seitdem im Besitz
von mir."
Reimann: Der Herr, der Ihnen das geschenkt hat, ist kein Herr, das ist ein
Mann. Das ist ein Mann, den ich mir sta~k und untersetzt vorstelle .. . den ich
mir \orsteile: an dem Mann hängt eine ungeheure Dankbarkeil, und zwar ist
es eine Art Lebensrettung, nicht aus einem brennenden Haus oder so, sondern
aus einer scheußlichen Situation. Auch Frauen spielen hinein.
Darf ich Ihnen seinen Gang nachmachen? (Tut es: Gang schwer, nach
\oine gebeugt.)
Zu Dr Kronfeld: Mit Ihnen sprach er immer wie vor dem Unteroffizier auf
dem Kasernenhof, gewissermaßen immer in strammer Haltung. Ein sehr bemitleidenswerter
Mann übrigens. Das Messer ist ja sehr schön ausgeführt, aber
doch ist der Mann künstlerisch minimal begabt. Er spricht sehr hart, mit etwas
fremdem, vielleicht russischem Beiklang. Er ist von weit her Nicht von Berlin
jedenfalls. Hat hervorstehende Backenknochen, ein kleines Bädchen. ^Er
versucht das Gesicht nachzumachen.)
Frage \on Dr. Krön Feld: Können Sie mir noch etwas über das besondere
Eioi-^nis sagen? —
lleimann: Es muß ein Mittelding zwicchen menschlicher Hilfeleistung und
im Beruf als Arzt sein. — Mehr kann ich nicht satren.
Epikrise von Dr. Kioiifeld: Ich glaube nicht, daß etwas, hh auf da>
Bussische, falsch gewesen ist. Es handelt sich um einen damals 26jährigen, aus
Westfalen stammenden Sohn eines Handwerkers, der in abnormen s xuellea
Mißverhältnissen lebte. Er kam unter Anklage und mein Gutachten vor Gericht
rettete ihn. Er trat in meine Behandlung und wurde wieder 1101 mal. Nach
der Geburl seines ersten Kindes schenkte er mir da« Messer. Der Garig ist absolut
richtig bezeichnet: wie der eines Arbeiters. Hatte hervorstehende Backen
kno( hen und ein kleines Bärtchen.
x Ende 1 i.i5 Uhr.
2. Sitzuiigder Berliner Aerztlic he 11 Gesellschaft f u 1 para-
psychische Forschung im weiteren Kreis (etvva 200 Teilnehmer) am
17. Februar 1980 im Ebmholzsaal des Rheinsolds.
Beginn S.'jo Uhr.
Begrüßungsansprache von Dr. Schmidt mit kurzem Hinweis auf die besondere
Phänomenik von Otto Keimann im Gegensatz zu Kafael Schermann.
Verlesen de;> Manuskript* der Rede von Prof. Os>knr Fischer-Piacr. der im
letzten Augenblick am persönlichen Erscheinen verhindert ist.
Referat von Dr. Xeugarten über die Sitzung vom i5. Februar.
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