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Mattiesen: Ueber die psychologische Seite des Spuks. 619

Freieisen dienen, der in allen Stücken vielen Spuken gleicht: „Etwa um Mitternacht
erwacht, vernahm ich schon von der untersten Treppe her schwere, unsichere
Schritte. Ich hörte den Kommenden im zweiten Stockwerk und dann
auf der dritten zu uns führenden Treppe... Die Schritte waren nun in den
Saal neben meinem Schlafzimmer und in dieses gekommen, und ich glaubte
auch eine Gestalt mit undeutlichen Umrissen... wahrzunehmen* Dann folgte
ein tiefes Ausatmen der Gestalt, das mich am ganzen Leibe kalt überströmte",
die Schritte entfernten sich dann in ähnlicher Weise und es entstand im Zimmer
ein schriller Schall, stark wie eine Explosion, übergehend in einen langen klagenden
Ton. Am andern Morgen fragte das unter uns wohnende Frl. Weber,
was die schweren Tritte und was der Ton bedeutet habe, den sie gleichfalls
gehört hatte. Nach einiger Zeit erhielten wir die Nachricht, daß unser Freund
Bunsen in Frankfurt in derselben Nacht gestorben sei; wir hatten nicht gewußt,
daß er krank gewesen war *)." Ueberhaupt werden Spukgestalten wiederholt
und aufs deutlichste Treppen auf und ab steigend gesehen2), oder man hört
Schritte unermüdlich in einem Zimmer umhergehen und anschließend die Treppen
auf und ab gehen 3). In einem Fall wird übereinstimmend ein ,,sehr lauter
kriegerischer Schritt treppauf und eLien Korridor entlang" beschrieben, währenddessen
plötzlich ein äußerst heftiges und anhaltendes Husten gehört wird.
Schließlich verlieren sioh die mächtigen Fußtritte in der Ferne 4). Oder ein
von Mehreren gleichzeitig gesehenes Phantom geht mit rauchenden, Kleidern
an den Perzipienten vorüber eine Treppe hinab, wobei sich diese an die Wand
drücken müssen, „wendet sich dann ein wenig nach rechts und verschwindet in
einem Ablegeraum" s). In einem Falle eigener Beobachtung bewegten sich die
gehörten Schritte stets eine bestimmte Treppe hinauf, worauf eine der drei auf
den Treppenabsalz mündenden Türen hörbar „aufgeklinkt" wurde (ich selbst
wurde gelegentlich durch dieses Aufklinken erweckl), ohne daß jemand
eintreten gesehen wurde. In diesem Zusammenhang kann am Ende auch der
an sich vielleicht zweideutige Umstand erwähnt werden, daß, wenn das Gehen
eines Spuks gehört wird, die Gangart zuweilen eindeutig der Gangart des ehemals
Lebenden gleicht, den der Spuk darstellt. Ich will die naheliegenden
Bedenken gegen diese Talsache nkht erwägen und nur bemerken, daß mir
zwei ausgezeichnete Fälle dieser Art bekannt sind. Der berühmte Botaniker
Linne, unstreitig also ein sehr scharfer Beobachter, berichtet, daß zur selben
Zeit, da sein vertrauter Freund Karl Clerk staiib, er (Linne) und seine Frau
dessen Schrill in ihrer Wohnung gehört hätten. „Der Gang", sagt Linne, „war
dem seinigen so gleich, daß, wenn ich ihn in Stockholm gehört, ich Clerk am
Gange erkannt haben würde 6)." Und in einem höchst sorgfältig beobachteten
und beschriebenen Spukfall, den Sie in Dr. Vlaxwells ausgezeichnetem Buch
„Die metapsvehischen Phänomene" finden, werden als Teil der Beobachtungen
angegeben — Fußtritte in ungleichem Schritt, „als wenn ein Bein schwerer
aufträte, als das andere", wie es für H. B., den betreffenden Verstorbenen,

1) M. Perty, D. myst. Ersch. d. menschl. Natur (2. Aufl.) II 157 f.

2) Bozzano, a.a.O. 87 f. J) Proc. S. P. R. VI 256. ^ Das. X 342. 5) Das. 347.
6) M. Perty, Der jetzige Spiritualismus, 210.


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