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622 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1930.)

nach vorwärts, um wieder stehenzubleiben, schaute mich nochmals an und
verschwand vor meinen Augen, wie gewöhnlich, in der Nähe der Hecke, rechts
vom Wege. Diesmal hatte ich Muße, es genau zu betrachten" (und es folgt
nun eine eingehende Beschreibung) x). Ein andres Beispiel dieser Art liefert
die schon erwähnte klassische Spukgestalt im Hause Morton. Die Beobachter
versuchten mehrfach sie anzusprechen. ,,In solchen Fallen', schreibt Miß
Morton, „bewegte sie sich, und ich dacthte, sie wäre im Begriff zu sprechen,
aber sie öffnete nur den Mund, als schnippe sie nach Luft fshe gave a slight,
gasp) und bewegte sich zur Tür2)." In einem andern Falle schreibt die gebildete
Beobachterin, Miß J., nachdem sie die Gestalt eines vor zwei Tagen Verstorbenen
, von dessen Tod sie aber nichts wußte, genau beschrieben hat: „Er
blickte mich mit traurigem Gesichtsausdruck an. Als ich ihm meine Hand
hinstreckte, ergriff er sie nicht, sondern schüttelte langsam seinen Kopf, ohne
ein Wort, und schritt den Korridor entlang, fort3)." Wenn diese Einzelheiten
als genau beobachtet hingenommen werden können (und ich sagte
schon, daß die betreffenden Spukfälle von gebildeten Personen verfolgt und
völlig gleichzeitig beschrieben wurden), so deuten sie zum mindesten ein
dunkles, vielleicht halb traumhaftes Bewußtsein des Spuks von seinem menschlichen
Gegenüber an. Auch der Umstand \erdient hier vielleicht Erwähnung
, -daß manche der bestbeobachteten, zahllose Male erscheinenden und
fraglos quasi-objekti\en Spukphantome sich nicht greifen lassen (wie
es doch ein völlig lebloser Phantomkörper sehr wahrscheinlich tun würde,
wenn wir das auch nicht mit Sicherheit behaupten können). So z. B. auch das
Phantom im Hause Morton. „Ich versuchte die Gestalt zu berühren", schreibt
Miß Morton, „aber sie entwich mir stets" (she always eluder! nie.) „Nicht als
ob da nichts zu berühren gewesen wäre, sondern sie schien immer jenseits
meines Arms (beyond me) zu sein, und wenn ich ihr in eine Ecke folgte, verschwand
sie einfach4)" Dies, notabene, von einer Gestalt, die man l?ise auf
den Fußboden auf tappen hörte, die jahrelang im Hause treppauf und treppab
durch die Zimmer und Gärten wandelte und von vielen in zeitlich und räumlich
zusammengepaßte** Form, also sukzessional-kollektiv (wie wir es nannten)
gesehen wurde. In einem andern, sehr bedeutenden und verwickelten Spukfall
sagt die eine Perzipientin aus: „Als die Gestalt an mir vorüberschritt, streckte
ich^die Hand aus, um sie zu berühren, aber sie bewegte sich zur Seite, und
wieder auf die andere Seite, als ich ihr folgte. Schließlich bewegte sie sich
durch mich und an mir vorüber und verschwand ... 5)*"

Aber das Bewußtsein des Spuks von seiner lebenden Umgebung zeigt sich
noch in sehr viel bedeutsameren Formen, die sich übrigens auch in den eben
zitierten Fällen schon schwach andeuteten. Der Spuk scheint nicht nur zu
erkennen, daß er jemand vor sich hat, oder gar, wen er vor sich hat; er
reagiert also nicht nur in leidlich erkennbarer Weise auf die Anwesenheit
eines Lebenden überhaupt, sondern er leagiert auch auf das beson-

!) Journal S.P.R.VI 146 ff.; IX 299 ff. Ueber diesen häufig und von vielen
gesehenen Spuk liegen Berichte aus einem Zeitraum von 9 Jahren vor.

2) Proc.S.P.R. VIII 314. ») Das. VIII 315. 4) Das. VIII 222. 5) Das. VI 276.