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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0681
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Da ein solcher Fall aktuell zu werden droht, sei es verziehen, wenn wir in
diesen Blättern, die nur der Wissenschaft dienen sollten, noch einmal polemisch
werden müssen, damit nicht, wie schon so oft, die Forschung durch persönliche
Rankünen und Winkelzüge in Verwirrung gebracht werde.

Ich bin durchaus kein Purist und Unentwegter meiner wissenschaftlichen
reberzeugung etwa im Sinne eines extremen Impfgegners, dem jeder Bazillus
ein Greuel ist. Ich halte es im Gegenteil für sehr gut, die Toxine feindseliger
Kiitiken sich einzmerleiben, iph bin nicht einmal dawider, den gegnerischen
Bazillus in vivo zu schlucken, im Sinne einer* \ernunft- und sinngemäßen
Ivooperalion. Das kann nur immunisierend gegen die Selbstgifle nazistischen*
Fantasmen und Fanatismen wirken, die manchen Okkultisten im Blute stecken.
Mi bin aber grundsätzlich gegen die zwangsweise Einverleibung! von an sich
giflspeienden Bazillen mit nachträglich abgeschwächter Virulenz, die neuerdings
als Heilmittel dem zarten Säugling unserer jungen Wissenschaft eingegeben
werden sollen. Denn ich glaube ebensowenig an eine endgültige Beseitigung
ihrer Giftigkeit wie beim Lübecker Calmettebazilius. Spalthazillus bleibt Spaltbazillus
, und der mögliche Gewinn eines Mundlotwerdens ist im Gegensatz
zum Risiko zu minimal. Es soll selhon \orgekoanmeii sein, daß Säuglinge an
solchen Impfungen gestorben sind.

Die Zeilen, wo vermeintlich bloß arme Irre für den Okkultismus eintraten,
wo die Oeffentliclikeil ihn nur humoristisch nahm und jeder Schinock die
Lauge seines Witzes über Dinge ausgoß, von denen er genau so viel verstand
wie die Kuh vom Tango, sind noch nicht allzulange vorüber. Selbst gelegentliche
Rückfälle kommen vor. Von der Phalanx der affektiv geladenen Bekämpf
er des Okkultismus sind iber nur zwei mehr oder weniger stolze Säulen
übriggeblieben. Es sind dies die beiden Alberls, zum Unterschied vom unsterblichen
Mystiker Albertus Maximum, Parvus und Minimus genannt, oder auch
der Groß- und der Kleininquisitor, Moll und llellwig. Frslere Säule
kann man nach der letzthin geschehenen Veröffentlichung: „Zur Psychologie
und Charakterologie der Okkultisten", die man nur als einen teils in Galle,
teils in \rtcrienkalk übergegangenen Schwanengesang bezeichnen kann, als end
güllig geborsten betrachten. Die andere Säule zeigte sich um m> kregler und
entfaltete eine geradezu kaninchenhafte Fruchtbarkeit in der Produktion von
hochtrabenden Zeitungsartikeln, deren Qualität in umgekehrter Proportion
zur Quantität stand, die aber allerliebst mit kleinen und großen, leider niemals
eleganten Bosheiten gespickt waren.

Von befreundeter Seite kommt nun plötzlich die Kunde: llellwig ist „im
l mbait begriffen", er will sich umstellen, er will der Parapsychologie ans
Bruderherz sinken, er will unter Ueberspringung aller Zwischenstadien, >om
Lehrling bis zum Meisler, Mitarbeiter und Leiter der Bewegung werden. Und
das hat mit ihren medialen Künsten Frau Lotte Plaat getan. Er ist /war „noch
nicht restlos" Mm ihr gewonnen und überzeugt, er muß noch reichliche Gelegenheil
zum Experimentieren bekommen, aber der Umfall ist nur noch eine
Frage der Zeit. Nachdem er jenseits der Mauer journalistisch abgewirtschaftet
hat, gewiß manche Zeitungen den aufgewärmten Brei dankend ablehnen, hofft

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