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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0683
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III.

Ich habe eine Reihe von Jahren, genau wie es heute einige führende Para-
Psychologen tun, mich um die Umstimmung und Nutzbarmachung des Herrn
Hellwig bemüht, und persönliche gute Beziehungen trotz der sachlichen Differenzen
zu ihm unterhalten. Dies um nochmals dem falschen Einwand vorzubeugen
, als sei es die Ansicht, die uns getrennt hat. Wenn ich! diese Bemühungen
hinterher überblicke, so sehe ich ein, daß schon mein erstes Erlebnis
mit ihm mich hätte wrarnen müssen.

Ich lud vor etwa acht Jahren Herrn Hellwig zu einer der im Kreise von
Wissenschaftlern abgehaltenen Kontrollseancen mit dem Medium Elisabeth F.
ein. Herr Hellwig bringt bei solchen Gelegenheiten stets seine Gattin mit,
teils um eine Sekretärin, teils um einen Zeugen zu haben, denn Stunk zu
machen, das ist sein Sinn. Zu Beginn verlas ich das mir soeben überreichte,
von der Aerztin Frau Dr. G. geführte und fertiggestellte Protokoll der vorhergegangenen
Sitzung vor, um den Neuanwesenden einen Begriff von den bisherigen
Versuchen zu geben. Als sich dabei eine Debatte erhob, ob ein an sich gänzlich
belangloser Ausdruck von einem der Teilnehmer oder vom Medium gebraucht
worden sei, machte uns Herr Hellwig darauf aufmerksam, es sei doch
nicht recht zulässig, Protokolle nach wochenlanger Pause zwecks Genehmigung
zur Verlesung zu bringen, wenn die Erinnerung längst verwischt sei. Ich
setzte auseinander, daß der Interpellant die Angelegenheit mißverstanden habe,
die Stenogramme seien selbstverständlich seinerzeit nicht nur nach der betreffenden
Sitzung, sondern sogar nach jedem einzelnen Experiment verlesen,
durchgesprochen und mündlich genehmigt worden. Damit glaubte ich den
Zwischenfall erledigt.

Kurz danach hielt Dr. Moll einen Vortrag, in dem er zur Charakterisierung
der sträflichen Arbeitsmethoden der Berliner Parapsvchologen vorbrachte,
bei uns würden die Protokolle erst nach sechs Wochen vorgelesen und genehmigt
, und dann bestritten die Teilnehmer, etwas gesagt zu haben, was in dem
Protokoll stehe. Natürlich nützten Verbuche zur Bichtigslellung nichts. Diese
Anekdote wurde als Paradepferd bei allen erdenklichen Gelegenheiten vorgeritten
. Eines Tages auch in Potsdam, wo ich einen Vortrag hielt uiid Herr
Hellwig in der Diskussion sich darüber verbreitete. Wegen der vorgeschrittenen
Zeit konnte ich an diesem Tag nicht replizieren und tat es erst vierzehn
Tage später, und zwar mit ausgearbeitetem Manuskript. Ich stellte also nochmals
die Hellwigsche Fehlbehauptung ihm ins Gesicht ausführlich richtig. Der also
Apostrophierte saß andächtig iu der ersten Reihe der Zuhörer und machte
sich eifrig Notizen.

Dann kam der Prozeß Uudloff-Moll. Hellwig war ebenso wie ich
Sachverständiger. Tn seinem Gutachten brachte er es fertig, den allen Protokollklatsch
nochmals aufzuwärmen, und zwar trotz der mehrmaligen er-
lolgten Rektifizierungen immer noch in der ursprünglichen verkehrte» Fassung
. Man war platt. Wurde hier mit Absicht oder aus neurotischer Verdrängung
die Unwahrheit gesagt? Ich stellte den ^Sachverständigen" vor dem


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