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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0694
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Prof. Oesterreich bezogene Satz nicht die einzige Unklarheit dieses Briefes ist.
Was aber nicht unklar bleibt, das ist die beispiellose Kühnheit, die hinter
dem ganzen Spektakel steckt. Wir haben darüber bereits das x\Tötige gesagt.

Herr Dr. Kröner zählte noch zu denjenigen, die vor Jahren es immer
wieder mit Hellwig versuchen wollien, als ich ihn schon durchschaute, und
Herrn Dr. Kröner, der damals noch der Schriftleitung angehörte, dringend von
der als vergeblich erkannten Liebesmüh abriet. Ich freue mich über seine später
doch eingetretene Erkenntnis, weil ich recht behalten habe! Sie kam keineswegs
zu spät. Kröners Aufsatz wird das Nötige dazu tun, bei unsem Lesern für alle
Zeiten das liebliche Konterfei dieses Pseudo-Parapsychologen fest zu verankern.

Ich kann mir aber an dieser Stelle eine Reminiszenz nicht versagtem: Es
waren die heißen Tage des Mollprozesses im Juli 1925. Ich war unter Eid für
die Pii.inomenik des Mediums Frau Vollbart eingetreten, der Tag hatte wieder
dramatische Szenen in Fülle geboten, als am Abend Herr Hellwig vernommen'
wurde, ein Mann, der zu den in Rede stehenden Dingen (Apportphänomene)
überhaupt nichts, zur Parapsychologie im allgemeinen nur — unter Aufbau
zahlreicher Literatur — einiges Angelesene vorbringen konnte. Herr Hellwig
aber begab sich, die Gelegenheit erfassend, auf ein anderes Gebiet, nämlich auf
das der Diskreditierung der Zeugen. Unter großem Aufwand von Pathos versuchte
er meine Aussage und mich selbst vor dem Gericht und sämtlichen Zuhörern
dadurch ins rechte Licht zu setzen, daß er Dinge vorbrachte, die mit
dem Piozeß aber auch nicht das Geringste zu tun hatten, wohl aber mit der
Schriftleitung der „Psychischen Studien", die damals allein in meinen Händen
lag, und die mich sction öfters vor die Notwendigkeit gestellt hatte, mich
Heim Ilcllwigs liebevoll anzunehmen. Der Genannte warf mir nun an Hand
eines bestimmten Falles einer Veröffentlichung resp. einer unterblieb?neu Veröffentlichung
Dinge vor, die genau gegenteilig lagen, als der hoch-
empörte Redner behauptete. Er brachte Geschichten und Erzählungen vor,
die teils langst zwischen mir und dem Beteiligten auf direktem Wege zu dessen
Zufriedenheit erledigt waren; teils bis in alle Einzelheiten, sich genau umgekehrt
v erhielten.

Innerlich aufs tiefste empört, halte ich fast den Eindruck, daß Hellwig,
wider besseres Wissen daherredete, was ich natürlich nicht, beweisen konnte.
«? Jedenfalls zeigte sich der Herr Redner von einer solchen Leichtfertigkeit und
Unbeschlagenheit in seinen maßlosen Angriffen, daß ich naho daran war,
seine Angriffe als Verleumdung zu empfinden, und, obzwar nur als Zeuge geladen
und vernommen, den Herrn Vorsitzenden auf dies« unglaubliche Verschiebung
des Beweisthemas hinzuweisen und um Schutz für meine Person
zu bitten. Zum Glück riß diesem selbst die Geduld, und ganz allein sah er sich
endlich veranlaßt, Herrn Hellwig zu unterbrechen und zur Sache zu rufen.
Dieser aber hatte die Genugtuung, mindestens wahrend einer Viertelstunde lang
sich in der Rolle des entrüsteten Splitterrichlers zu gefallen. Der Leser verzeihe
mir diese kleine Abschweifung, aber das Gesagte gehört so ein klein wenig
in das bunte, gerade nicht sympathisch schillernde Gemälde dieses antiokkul-
lislischen Zeitgenossen. Siinner.


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