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Elftes Heft
November 1950
Experimentelles.
Das Medium Heinrich Melzer in Holland.1)
Von Dr. jur. R. 0, van Holthe tot Echten, Vizepräsident a. D.
des Oberlandesgerichts im Haag (Holland).
Professor Broca schrieb einmal Herrn Pouchet: „Eine neue Wahrheit,
wider die Vorurteile der Gelehrten stoßend, hat keine Mittel deren Feindschaft
zu besiegen. Es gibt kein Raisonnement, keine Tatsachen, welche gelten. Nur
der Tod kann dabei siegen."
Es gibt aber auch unter nicht wissenschaftlich Gebildeten viele Menschen,
die für eine neue Erkenntnis unzugänglich sind. Wenn solche von Tatsachen
hören (oder sie sogar miterleben), die nicht in den Rahmen ihrer Gewohnheit
fallen, so sprechen sie doch darüber in einer Weise, als ob sia alles davon
wüßten, und sind bei der Hand, die ihnen ungewöhnlichen Tatsachen
dann einfach: Betrug Lüge oder Aberglauben zu nennen. —
Für solche soll das folgende nicht geschrieben sein.
Das Medium Heinrich Melzer kam am 17. September 1929 erstmalig in
mein Haus und logierte bei uns bis zum 4. Oktober 1929. —
Wenn man etliche Tage mit jemandem zusammen lebt und wohnt, so lernt
man ihn leicht näher kennen und so wurden wir mit ihm bald besser bekannt
und gewannen von ihm den Eindruck eines ehrlichen, religiösen, zuverlässigen
und liebenswürdigen Menschen, der nicht nur sich, sondern auch all seine
Habseligkeiten uns unverschlossen anvertraute. Den Empfang von Geldern
ließ er meine Sache sein und nie hatte er irgendein Geheimnis vor uns
oder hatte unter seinen Sachen etwas, was er verbarg oder uns vorzuenthalten
bemüht war. Uebcr seine Kleidung und limgebung wußten wir Bescheid, wie
über unsere eigenen.
Im September und Oktober 1929 hatten wir im Haag 11 Sitzungen mit ihm,
denen meine Frau und ich sämtlich beiwohnten.
Stets brannten drei starke elektrische Lampen im Sitzungszimmer, Melzer
war dann ununterbrochen im Kreise der Anwesenden in heilster Beleuchtung.
*) Anm. der Schriftl: Es ist uns wohlbekannt, daß die Medialität Melzers
noch umstritten ist, wiewohl zahlreiche Berichte unter Nennung vieler Namen
bereits erschienen sind, die für seine Echtheit zeugen. Bei drei kürzlich in Stuttgart
stattgehabten Sitzungen konnten sich weder Herr Lambert noch Herr Iiiig, beides
sehr interessiert eingestellte Forscher, von den Apporten Melzers überzeugen.
Aber es trifft auf dieses höchst merkwürdige Phänomen eben zu, was ich bereits
zu einem Aufsatz des Herrn Konrad Schuppe über M. im Juliheft 1929 sagte: „Man
wird zugeben, daß man solche Dinge nicht einmal, sondern mehrfach erlebt
haben muß, um sich allmählich von der Realität tibersinnlichen Geschehens zu
überzeugen." S tinner.
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