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646 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1930.)
Meine Frau und ich saßen rechts und links hinter Melzer, alle anderen —
20—3o Personen — zur Seite und vor ihm.
Vor den beiden ersten Sitzungen wurden seine Kleider durchsucht, das
erstemal von einem reichlich skeptischen Herrn, das zweitemal von einem ähnlich
eingestellten Arzt.
Gegenstände, wie sie später als „Apporte' erschienen, oder irgendwie als
Hilfsmittel verdächtig gewesen wären, wurden niemals bei ihm versteckt gefunden
.
Die nachfolgenden Sitzungen waren reine „Demonstrations-Sitzungen
doch boten die Umstände unseres Zusammenwohnens und die dadurch ermöglichte
Kontrolle die Gewähr, daß von dem Medium oder einem Helfershelfer
nichts in den Sitzungsraum geschmuggelt wurde, was zur Vortäuschung eines
Apportes hätte dienen können.
Der Sitzungsverlauf war im allgemeinen ein gleichartiger.
Durch Anfertigung von i—2 Handzeichnungen, bisweilen mit fremdartigen
Buchstaben versehen, brachte sich das Medium autosuggestiv in einen leichten
Trancezustand, der sich dann nach und nach vertiefte. Durch seinen Mund
sprachen dann mehrere (im ganzen 8—io) verschiedene Intelligenzen, welche
(bis auf ,,Bottava") behaupteten, schon längere oder kürzere Zeit verstorben
zu sein.
Jede Persönlichkeit hatte ihre eigene besondere Intonation, Sprache bzn.
Dialektik, ihre charakteristischen Mienen und Gedankenausdrücke, einen ausgeprägt
abgegrenzten Kenntnisbereich und bestimmte Gedankenrichtung.
Waren es nun Abspaltungen der Persönlichkeit des Mediums oder wirklich
..Geister" Verstorbener, wie sie es von sich behaupteten? —
Diese Persönlichkeiten äußerten sich mehrfach und fließend in fremden
Sprachen, welche dem Medium, so weit es nur feststellbar war und von ihm
auch angegeben wurde, im Wachzustand unbekannt, sicher in der vorgetragenen
Fertigkeil gänzlich ungeläufig waren.
(Mr. Hewat McKenzie berichtet im Aprilheft 19557 der ,,Psychic Science",
daß Melzer unter dem Einfluß eines Kontroll-Geistes ein solch geläufiges
Italienisch gesprochen habe, wie es einem Deutschen n«r nach langjähriger
dauernder Uebung möglich sein winde. Von keinem seiner Bekannten und
Verwandten ist je beobachtet worden, daß Herrn Melzer im Wachzustände von
der italienischen Sprache mehr e nzelne — unzusammenhängende — Worte
bekannt sind.)
Es drängl sich mir die Frage auf: Woher bezieht solch Spalt-Ich die Kenntnisse
einer Sprache, die seiner Wach-Petsönlichkeit fremd sind? Oder wird das
Medium, wie die ,,Geisler" es vorgeben, nur ah ,,Werkzeug" benutzt, du^h
welches sie - nach Verdrängung seine«? Wach-Tch* — sieh kund zu tun vermögen
?
Kann eine „Bewußtseins -Spaltung" fremde Sprachen sprechen ex
natura rerum, oder wie empfängt solche „Spaltung" die Sprachkenntnisse ohne
Uebung des ^Medium«??
Die gleiche Fraire drängt sich auf, wenn z. B. bei meiner Besitznahme durJi
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