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648 Zei schrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1930.)
ein. Einmal, als Melzer (bei heller Beleuchtung) spontan in Trance gefallen
neben der Tochter meines alten Freundes D. G. saß, meldete sich „Lissipan \
Die Dame sah nun aus unmittelbarer Nähe, wie Melzer ohne Hast mit leerer
geöffneter Hand in die Luft griff und dann die Fingerspitzen bewegte, als ob
er etwas knete. Nun sah sie am Zeigerfinger einen „Tropfen*' hängen, der
„Tropfen" fiel auf den Tisch, spaltete sich und zerbarst, und es lagen zwei
Steine da, ein schwarzer und ein gelber, mit kleinen schwarzen Punkten an der
Seile, wo der schwarze Stein lag. — Ein andermal sah ich persönlich in meiner
Wohnung — ebenfalls ein Spontan-Erlebnis —, daß neben Melzer eine Baronin
v. A. stand und ihre Hand auf dem Tisch hatte, bei demj sie mit Melzer
sprach. An einem Finger ihrer Hand trug sie einen Ring mit einemi Rubin.
Plötzlich ändern sich Melzers Züge und in kindlicher Manier spricht „Lissipan"
durch seinen Mund. — Melzer-Lissipan kratzte nun mit zwei Fingern über den
Rubin und hatte zwischen Daumen und Zeigefinger einen Stein ganz von der
Farbe des Rubins, den er dann der Dame überreichte.
Ein drittesmal — auch ein Spontan-Fall — waren wir in Wassenaar mit
Melzer, der zum erstenmal die betreffende Wohnung betrat, zu Besuch bei Frau
N... und befanden uns in dem Eßzimmer in Unterhaltung begriffen* Auf
dem Tische — einige Schritte von Melzer entfernt — stand eine Teetasse. Unerwartet
fiel das Medium in Trance und „Lissipan" sprach durch seinen Mund.
Ohne daß Melzer die Hände bewegte oder sonst irgendeine Bewegung machte,
fiel etwas klappernd in die Teetasse. Wir entnahmen ihr dann einen mittelgroßen
Stein (etwa wie eine Haselnuß).
Dann lief Melzer mit zierlichen Schritten nach einem Gewölbe, nahm eine
Kette, welche dort hing und sagte. „Das ist eine heilige Kette."
Frau N. hatte diese Kette in England von einem Medium — angeblich von
dessen Kontrollgeist — als Geschenk erhalten.
Melzer kam nun außer Trance und setzte sich. Sehr bald darauf wurde er
aber wieder von „Lissipan" in Besitz genommen.
Er streckte seine Hand aus und da flogen 35 Fresias mit langen Stielen und
Blättern nach unten und fielen in den Schoß einer neben Melzer sitzenden
Dame und auf den Fußboden.
Etwas später am selben Tage, als ich mit Melzer im Vestibül des Hauses
wfr, fielen unter ebenso unerklärlichen Umständen spontan noch »5 Fresias
auf den Fußboden.
Beim erstgenannten Blumenapport saßen Melzer und die genannte Dame
und ich am Fenster, und da ich zu bemerken glaubte, daß die Blumen vom
Fenster hergekommen waren, nahm ich das Fenster in näheren Augenschein
und nun entdeckte ich noch zwei Fresias aber ohne Stiele und Blätter an der
inneren Glasseite, zwischen dem Glas und der dicht davor befindlichen gar-
dinenarligen Bespannung. — Alle Blumen waren so unversehrt, daß sie nicht
stundenlang in enger Verpackung am Körper des Mediums versteckt gewesen
sein können, abgesehen davon, daß Melzers Bewegungen dauernd und besonders
unmittelbar vor dem Erscheinen unter einwandfreier Beobachtung und Kontrolle
war. Mit aller Gewißheit ist festzustellen, daß solche Blumen sich im
Hause der Frau N. vor dem Erscheinen nicht befunden haben.
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