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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0722
668 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1930.)

eine Kunst noch ein Beweis, wenn die zuschauenden Freundinnen seine Tricks
nicht sahen. Aber recht literarisch und wenig wissenschaftlich mutet es an,
wenn er uns glauben machen will, daß er ohne Uebung eine „erstklassige",
„gruselige und überzeugende Vorstellung" gegeben habe, und „obgleich mein
Publikum wußte, wie das alles gemacht wurde, empfand es die nämliche Beunruhigung
(apprehension), das nämliche Unbehagen im Dunkeln, das sie bei
Schneiders gefühlt hatten". Und so nervöse Personen sollen Hunderte von
hervorragenden Beobachtern in den Schatten stellen?

Auch sonst erreicht die Glaubwürdigkeit und die Zuverlässigkeit Vintons
die Höhe seiner Ansprüche nicht. Abgesehen von seinem Gruseln und von
manchen Unrichtigkeiten in seinem Bericht ist zu bemerken, daß er
auch da, wo es ganz unnötig war, direkte Unwahrheiten sagte: Wenn er
zwar eine Freundin überall als seine Frau vorstellte und sie auch so sich ins
Fremdenbuch eintragen ließ, so kann er vielleicht sagen, diese falsche Angabe
sei doch nicht „unnötig" gewesen, wenn er die Dame überhaupt hei sich haben
wollte. Aber er gab aucli sich selbst als Baumeister aus New York aus (während
er in London wohnt) und rühmte sich, die Fordwerke erbaut zu haben, und
zeigte dem Vater Schneider eine Bilanz aus seiner Tätigkeit, obschon er wußte,
daß Schneider nicht englisch versteht. Dieser letztere Zug wird jeden Psychiater
an einen krankhaften Hang zum Lügen (Pseudologia phantastica) erinnern.
Vinton kann sich auch auffallend gut in die Erzählungen der Familie Schneider
über besonders merkwürdige Leistungen ihrer Söhne hineinfühlen und hineindenken
, Erzählungen, di*> er doch für erlogen hält. „Ein Abend solcher Berichte
verblüffte mich mehr, machte mich emotionell mehr geneigt zu glauben,
als die Sitzung selber. Wenn alles das Betrug war, wie konnten diese einfachen
Leute so ernst, so lange und so gleichmäßig darüber reden? Aber ich erinnere
mich, daß ich einmal vorübergehend einen andern Charakter anzunehmen hatte"
(wohl in einem Schauspiel? Ref.); „im Laufe einer Stunde hatte ich mich so
in diese Rolle hineingefuhlt, daß ich ganz natürlich und mit voller Ueber-
zeugung sprach, agierte und sogar weinte. Sind nicht die Schneiders im Laufe
der Jahre nahezu dazu gekommen, ihre eigenen Phantasien zu glauben?" Jedenfalls
wäre Vinton ein guter Schauspieler geworden. — Unfair ist es auch von
Vinton und entgegen den gewöhnlichen Regeln einer wissenschaftlichen Diskussion
, wenn er kein Wort davon sagte, daß v. Schrenck ihm, etwaj ein halbes
JaWr vor seiner (Vintons) Publikation über die Entlarvung, schrieb, er habe
alle Bedingungen, die Vinton an eine beweisende Sitzung stellte, in einer besonderen
Sitzung erfüllt, und doch Phänomene erhalten. Und das ist die
wichtigste Klippe, an der die Logik oder wie hier sogar die Moral eines Neingläubigen
so oft scheitert: sie reden nur von einzelnen verdächtigen
oder gescheiterten Experimenten und ignorieren
alles andere, das ihnen nicht paßt. Was würde es gegen die
Realität der Okkultismen sagen, wenn die Schneider zwar in Braunau mogelten,
aber in Zürich und München und London und andern Orten nicht mogelm?
Oder woher sollten die Medien auf ihren Reisen immer gleich wieder ein oder
mehrere Individuen finden, die sich als Helfer hergeben und überhaupt sich


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