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Bleuler: Vom Okkultismus und seinen Kritiken.

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auf diese schwierigen Kunststücke eingeübt hätten? Und wenn Rudi und
Willy an andern Orten die Phänomene produzieren ohne Helfer, was für einen
Grund in aller Welt hätten sie, in Braunau Helfer anzustellen? In London sind
nach den Prinzipien v. Schrencks im letzten Sommer, und diesen Winter wieder,
Versuche angestellt worden im National Laboratory of Psychical Research,
unter dem über Taschenspielerei besonders gut unterrichteten Harry Price, in
Gegenwart von über hundert Gelehrten und des „Taschenspielerexperten"
Will Goldston. Dabei waren alle Teilnehmer, nicht nur das Medium,
unter elektrischer Kontrolle, die es sofort anzeigte, wenn jemand Hand oder
Fuß bewegte, und sogar die protokollierende Sekretärin war durch eine
Gazewand vom Sitzungsraum abgeschlossen. H. Price stellte Rudi folgendes
Zeugnis aus: „Dank ihm waren wir Zeugen von absolut realen Phänomenen,
unter Kontrollbedingungen, wie sie noch nirgends einem Medium auferlegt
worden sind. Nicht der mindeste Verdacht auf einen Versuch zu betrügen,
wurde von irgendeiner der kontrollierenden Personen konstatiert. Rudi verläßt
England mit einem absolut reinen Leumund (sheet) in bezug auf jed^n
Betrugsversuch/' (Daily Mail, 21. 1. 3o»)

Vintons Einwände sind deswegen von großer Wichtigkeit, weil der gerühmte
Entlarver für die meisten Phänomene der Brüder
Schneider nur noch den einen Ausweg zur „natürlichen"
Erklärung findet, mehrere Helfer zu supponieren. Aber
auch die H el f e r t he o r i e ist mit den Tatsachen nicht in
Einklang zu bringen.

Und doch wurde jeder Anhaltspunkt zur Opposition mit größtean Eifer
benutzt. Das ist ja sehr erwünscht, soweit die Kritik ernst zu nehmen ist; denn
nur durch Herausarbeiten aller Gründe für und wider kann endlich Klarheit
und Sicherheit in die schwierige Materie kommen, und der Kritik haben die
Okkultisten viele Anregungen zu allerlei Vorsichtsmaßregeln zu verdanken. Wer
zur Ueberzeugung der Echtheit der Phänomene kommt, kann sich darauf berufen
, daß von gegnerischer Seite alles mögliche und unmögliche herausgehoben
sei, was beim jetzigen Stand der Naturkenntnisse eingewendet werden
kann. Man hat aber meist ungenügende Vorstellungen über die Verteilung
der Beweislasten und die Arten und Möglichkeiten der Beweisführung. Eine
Klärung darüber könnte die Diskussionen erleichtern und wohl auch von dem
oft nicht angenehmen Ton befreien.

Da ist zunächst zu konstatieren, daß ein positiver Beweis okkulter Phänomene
überhaupt nicht geleistet werden kann. Der Beweis kann nur darin
liegen, daß Tatsachen festgestellt werden, bei denen man ursächliche Zusammenhänge
mit den bisher bekannten Kräften nicht nachweisen und sich auch
nicht denken kann; dann bleibt ja nichts anderes übrig, als unbekannte Weg©
der Verursachung anzunehmen.

Umgekehrt gibt es keine andere Beweisführung zur Leugnung der Okkultismen
als den Nachweis, daß alle so gedeuteten Beobachtungen auf anderem
Wege erklär! werden müssen oder können.

Solche negative Beweise können durch neue Erfahrungen jederzeit um-


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