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weisen, daß die äußere Welt existiert und nicht eine Halluzination von mir
ist („mir" bezieht sich ruer auf jeden, der darüber denkt); das stört aber nicht
einmal diejenigen Philosophen, die behaupten, die Welt sei wirklich nur unsere
Vorstellung.

So kann man verschiedener Meinung sein, und wir haben in der Frage des
Okkultismus mit Ja- und mit Neingläubigen zu tun, und dann mit
Skeptikern, die die Frage nach der „Echtheit" okkulter Phänomene noch offen
lassen — allerdings meist mit wohlwollender Neutralität nach der Seite des
Neinglaubens, weil zunächst die Existenz der Okkultismen zu erweisen ist.

Während man in früheren Zeiten, und jetzt noch da, wo die Naturgesetze
weniger bekannt sind als bei uns, Erscheinungen und Zusammenhänge, die wir
jetzt als okkult betrachten würden, gar nicht von dem übrigen Geschehen unterscheidet
und ohne Bedenken an sie glaubt, findet der moderne Kulturmensch
für gut, zunächst prinzipiell jede Erkenntnis anzuzweifeln, bis sie bewiesen ist.
Nun scheinen die Okkultismen — für uns Kulturmenschen — der täglichen
Erfahrung der ganzen Menschheit zu widersprechen, während die aus der gewöhnlichen
Erfahrung abgeleiteten Naturgesetze sich um so mehr bewähren, je
besser man sie kennt, und gar keinen Raum für solche Geschehnisse lassein.
Die massenhaften scheinbaren Okkultismen, die unserer Kultur fernstehende
Menschen beständig erfahren, Magie, Hexerei, Geistererscheinungen, Prophezeierei
usw., betrachtet man mit Recht unbesehen als Täuschungen, falsche Auslegungen
der Zusammenhänge oder Illusionen und Halluzinationen der Beobachter
. Viele Enthusiasten auch unter uns finden überall Okkultes, wo davon j*ar
keine Rede sein kann. In einem von hochkultivierten Leuten gebildeten
Zürcher Zirkel habe ich einmal einen schauderhaften Mumpitz gehört, wo
Gottfried Keller mit schwäbischem Akzent eine sehr fragliche Weisheit predigte
; es war schade, daß Meister Gottfried nicht wirklich dabei sein und mit
Blitz und Donner hineinfahren konnte. In einem anderen Falle war ein Lehrling
, der in der Trance seichte Predigten hielt, nahe daran, eine Sekte zu gründen.
Vom ersteren Fall muß ich annehmen, vom zweiten weiß ich es gewiß,, daß
es sich nicht um Betrüger, sondern um selber von ihrer Sendung überzeugte)
Leute handelte. Der Lehrling wurde durch einige Hypnosen geheilt.

Gegenüber diesen Tatsachen tut man gewiß gut, okkulten Erscheinungen
mit Zweifeln und besonderer Kritik zu begegnen. Sollte nicht auch der im
Verhältnis zu dem, was wir Aberglauben nennen, kleine Rest von Erfahrungen,
der jetzt nicht zu verstehen ist, den gleichen Weg gehen wie alle die scheinbar
magischen Erlebnisse der früheren Zeit? Aber skeptisch sein darf
man nicht bloß nach der einen Seite, sonst kommt nichts
Gutes heraus.

Das Gefühl der großen Unwahrscheinlichkeit der Existenz von Vorkommnissen
, die nicht nach den bisher gekannten Naturgesetzen zu verlaufen scheinen,
verleitet auch die Wissenschaftler unter den Neingläubigen in ihren Schlüssen
und in den Anforderungen, die sie an die positiven Beweise stellen, zu mindestens
so großen Unvorsichtigkeiten, wie wir sie bei den kritiklosesten Spiri-


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