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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0730
676 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1930.)

So kann eine Kommission, die innerhalb bestimmter Frist okkulte Phänomene
befiehlt, nie viel Glück haben. Da heißt es ohne Rücksicht auf die Zeit, sich
in die Psyche des Mediums einfühlen, einen Kontakt gewinnen mit ihm, so
daß seine Instinkte in der gewünschten Richtung gehen; dieses Erfordernis
mit dem der genauen Kontrolle zu vereinigen, das
ist die Aufgabe und die Kunst des Parapsycliologen, während
der Neingläubige mit dem Roßstriegel Spinngewebe
zu untersuchen pflegt. Und v. Gulat-Wallenburg schreibt von der
,»relativen Einfachheit der Beobachtungsmethode" (bei Materialisationen)! Das
Medium läßt sich am besten mit einem Kleinkinde vergleichen, das unter ungewohnten
Umständen und vor Fremden, mit denen es keinen positiven oder gar
einen feindlichen Kontakt hat, irgendein sonst gutgehendes Kunststückchen zeigen
soll. Es ist einfach mit ihm nichts anzufangen. Ein neueingeführter Zuschauer
begrüßt ein Medium nicht, das ja gewohnt ist ah jemand zu gelten, der
mehr kann als andere, und gewiß auch zum Teil sich deshaJb für die Studien
hergibt, und nun diese Unterlassung des Grußes — nicht mit Unrecht — als
oin Zeichen geringer Schätzung ansieht — und die Sitzung ist ergebnislos. Vergessen
wir nicht, daß zur Mediunischaft eine große Feinfühligkeit, meistens
wohl auch ein höherer oder geringerer Grad von Telepathie gehört, so daß auch
unausgesprochenes und dem Durchschnittsmenschen durch keine Miene verratenes
Mißtrauen oder Verachtung zu voller Wirkung kommen kann. Eine
allen Teilnehmern gemeinsame, wohlwollende Stimmung, verbunden mit ungeteiltem
Interesse für die Sache ist eine der wichtigsten Bedingungen des Gelingens
physikalischer Sitzungen". Beim Spuk kann ein hämischer Zuschauei
allerdings Phänomene zu spüren bekommen, aber nicht so, wie er es wünscht.

So ist sehr verständlich, wenn sich „physikalische* Medien auf Ausschreibung
von Preisen für bestimmte Leistungen unter von Gegnern gestellten Bedingungen
nicht gemeldet haben. Von Preisen für Hellsehen, wo am einfachsten
zu experimentieren wäre, und am leichtesten gestellte Bedingungen angenommen
werden könnten, habe ich aus der neueren Zeit nichts mehr gehört. Dagegen
gab es (und gibt e;; noch?) ziemlich hohe Preise für taschenspielerische Leistungen
unter den gleichen Bedingungen, unter denen die von den wissenschaftlichen
Okkultisten studierten Medien arbeiten (z. B. iooo Pfund Sterinig
von Harry Price). Natürlich hat sich niemand gemeldet; auch nicht Hennings
* Alleskönner.

Wfnn nun alle Stricke reißen, so werden auch noch die Versuchsleiter
selbst und ihre Sekretärinnen der Mithilfe beim Betrug verdächtigt. Dem begegnet
die Versuchsanordnung in London mit Rudi Schneider.

So sind die Wahrscheinlichkeitsgründe gegen das Bestehen von Okkultismen
eigentlich recht fadenscheinig.

Nun aber die Wahrscheinlichkeiten dafür: Der moderne wissenschaftliche
Okkultismus ist etwas ganz anderes als die spiritistischen und anderen Bestrebungen
, die zum voraus irgend etwas, z. B. das Leben nach dem Tod beweisen,
oder ihren Trieb zum Wunderbaren befriedigen wollen. Er will nichts im
voraus Angenommenes beweisen, sondern er will beobachten und Tatsachen


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