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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0733
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Geistes aus der lebencen Materie und eine wenigstens denkbare Vorstellung vom
U ebergang vom Anorganischen zum Lebenden gemacht hatte. Nun käme auf einmal
etwas Neues, das man nirgends einreihen kann. Wer weiß aber, ob man
es nicht später doch in Zusammenhang mit den jetzt bekannten Naturkräften
bringen kann? Oder sind etwa die Okkultismen in Ausnahmezuständen erhaschte
Fragmente von Erscheinungsformen desjenigen Teiles der Welt, von
dem uns für gewöhnlich unsere Sinne abschließen? Wir dürfen uns ja nicht
vorstellen, daß es die einzige Vufgabe unserer Sinne ist, uns die Welt zu zeigen,
sondern auch noch, aus dem unendlichen, einheitlichen Zusammenhang der
Well ein endliches Stückchen zu isolieren, da* einerseits für uns übersehbar ist,
und anderseits uns gegenüber der kausalen" Unendlichkeit als Individuen
abgrenzt

Daß man sich allerdings hinter den Okkultismen am leichtesten eine Sache
vorstellt, die sich auch später nicht in die bekannte Well einordnen werde, und
hinter dei etwas Neuartiges stecke, ersieht man aus dem Affekt und Eifer, mit
dem die Phänomene von so vielen geleugnet werden. Nimmt man aber das
Okkulte als bewiesen an, so muß man sich allerdings eine erweiterte Vorstellung
von Raum und Zeit und Kausalität machen: das kann aber im Zeitalter der
Relativitätstheorie und anderthalb Jahrhunderte nach Kant nichts Abschreckendes
an sich haben.

Manche stellen s'Vh \or, daß die okkulten Fähigkeiten etwas Yrchaisches,
Primitives seien, das der Mensch im Verlaufe der Entwicklung verloren habe,
und das jetzt als ltavi*mus auj-nahmsw eise einmal wieder /um Vorschein
komme. Ich kenne keinen Grund zu dieser Annahme; doch ist zu bemerken,
daß Krall, Bechterew und RUne sich nicht anders* zu helfen wußten als tele
pathische Verbindungen von Mensch zu Tier zu postulieren, der erstere, um zu
erklären, wie ein Pferd dazu kommt zu rechnen; die Vermutung ist immerhin
zu prüfen, da es ja nicht denkbar ist, daß ein Pferd in einigen Monaten lerne,
eine dritte Wurzel auszuziehen, wo-zu ein Menschenkind jahrelangen Vorbereitens
bedarf. Es ist auch bemerkenswert, daß Hunde und Pferde von alters her
im Rufe stehen, Geistererscheinungen wahrzunehmen.

Es gibt nun Leute, die den Okkultismus damit abtun wollen, daß sie es
,,mystisch'" nennen, wenn man zui Erklärung etwa«» no.'h Unbekanntes, neben
den bekannten Kausalzusammenhängen Existierenden annimmt. Ich kenne in
den Tatsachenfragen keinen Unterschied /wischen ..natürlich" und ,,unnalür-
lisch" oder .»mystisch Wenn es mvstisch ist, bei Geschehen, wo man die verursachenden
Zusammenhänge oder Kräfte nicht auf finden konnte, unbekannte
Arten von Zusammenhängen für das Wahrscheinlichere /u halten, als die Verursachung
auf prinzipiell bekannten Wegen, so kann i lan sich ruhig Mystiker
nennen lassen. Wenn aber einmal Aufklärung in die>e Dinge kommen wird,
so hat man sie nur denjenigen zu verdanken, die den Mut besaßen. Ihren Namen
aufs Spiel /u setzen, und die als echte Wissenschafter immer und imme»* wieder
experimentierten, und die Versuchsanerdnungen im steten Kampfe mit den
Schwierigkeiten immer schlüssiger machten.

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