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684 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1930.)
mittein der Telekinesie ist es hier offenbar nicht mehr getan. Natürlich mag
man einwenden, daß derlei Dinge doch auch bei den Experimentahnedien
passierten, und bei der Hilda Zwieselbauer scheinen sie geradezu einen fabelhaften
Umfang angenommen zu haben, als man sie mehr und mehr in ein
Sitzungsmedium zu verwandeln suchte1). Dem gegenüber ist aber zunächst
daran zu erinnern, daß die Frage der Mitwirkung unabhängiger
Wesenheiten in diesen Sitzungen doch wrohl noch lange
nicht abgeschlossen ist, daß vielmehr in vielen Fällen sehr starke
Argumente für eine spiritistische Deutung eben dieser
Sitzungsleistungen gegeben sind. (Ich erinnere den Kundigen z. B.
an Beobachtungen bei Eusapia und Margery.) Sodann aber muß ein Umstand
hervorgehoben werden, der bei solcher Analogisierung von experimentellen und
spukigen Telekinesien völlig übersehen wird, nämlich daß das Experimenlal-
medium während solcher Leistungen fast immer in Tieftrance ist, das
Spukmedium aber — man kann wohl fast sagen — nie. Sollen solche doppelgängerischen
Gliederleisumgen aber dem Medium entstammen, so möchte man
doch geneigt sein, die Exteriorisierung der dazu nötigen unsichtbaren Glieder
mit einem sehr abnormen Zustande zu verknüpfen, während man die bloße
Kraftabgabe an ein selbständiges unsichtbares Wesen weit eher mil dem Wachsein
für vereinbar halten möchte. Tatsächlich scheint eine solche Kraftabgabe,
nach der eintretenden Ermüdung und Erschöpfung zu urteilen, nicht nur bei
den Spukmedien selbst sondern zuweilen auch bei den übrigen > oll wachen
Beobachtein zu erfolgen. Im Nikolsburgei Fall wiid letzteres ausdrücklich
betont 2).
Für eine Selbständigkeit der eigentlichen spukbewirkenden Wesenheit
spricht aber vielleicht noch ein anderer, nicht annähernd genügend beachteter
Umstand: nämlich daß die physikalischen Phänomene häufig ihren Fortgang
nehmen auch während zeitweiliger Abwesenheit des Mediums. Dies
ist leicht verständlich, sofern das Medium nur die Kraftquelle darstellt,
wobei die gelieferte Kraft sozusagen zeitweilig gespeichert werden könn'e;
sehr schwach verständlich aber, sofern das Medium die Quelle der gesamten
Leistungen sein soll; denn wie weit im Räume soll sich die Wirksamkeit
abnoimer Gliedmaßen eistrecken? Der Knabe Tibor war schon seit drei Tagen
nach seiner Heimat verreist'4, als das Steinefliegen in Kotterbach seinen Fortgang
nahm. Auch während er im Bade ist, geschieht bei ihm nichts, aber
im Forsthause geht das Spuken weiter3). Auch die Wilma Molnar ist zuweilen
gar nicht in der Nähe, wenn die Gegenstände geflogen kommen, und ähnliches
gilt von den Spuken in Neuried, in Nikolsburg, Groß-Erlach und anderen4).
Die Johanna P. verbrachte eine Nacht i km vom Spukhaus entfernt, als dort um
5 Uhr früh ein heftiger Schlag erfolgte. Daß sie um die gleiche Zeit erwacht
sein und an das Haus gedacht haben soll, erscheint mir als cm schwerlich eindeutiger
Umstand5).
1)~S. Ztschr. f. Parapsychologie, IV (1929) 118 ff.
2) v. Schrenck-Notzing, a. a. O 362.
3) Das. 334. *) Das. 242, 304, 337, 355 f. 5) Das. 285.
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