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Fachliteratur des Auslandes.
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Fachliteratur des Auslandes.
Tijdschrift voor Parapsychologie. Parapsychologie und Spiritismus.
Erster Jahrgang, 2. Heft.
Der Verfasser Dr. Tenhaeff vergleicht in dieser Auseinandersetzung die
Spiritisten mit den konservativen Rechtsparteien, die Animisten unter ihren
Führern: Oesterreich, Sudre und Osty mit den fortschrittlichen Linksparteien
und die Neutralen mit den Mittelparteien des parlamentarischen Lebens. Er selbst
steht zur Mitte und macht sich den Standpunkt der Professoren Driesch
(Leipzig) und Schneider (Wien) zu eigen, wonach man die spiritistische Deutung
nicht ausschließen solle, da sie zu dem modernen naturwissenschaftlichen
Weltbilde keineswegs in einem unvereinbarlichen Gegensatze stehe. Nur fügt
er die Mahnung Aksakoffs hinzu, danach zu trachten, solange als möglich mit
der animistischen Deutung auszukommen. Er unterstreicht diese Mahnung noch
durch Berufung auf den grundsätzlichen Gegner des Spiritismus: Eduard von
Hartmann, der gelehrt hatte: 1. die Prinzipien nicht ohne Not zu vervielfältigen,
2. nicht ohne Not zu solchen Ursachen zu greifen, deren Dasein zweifelhaft oder
unerwiesen sei und 3. solange als möglich mit natürlichen Ursachen auszukommen
. Tenhaeff tut ein Weiteres und erklärt es für geboten, die medialen Erscheinungen
erst dann als Einwirkungen von außen (exogen) zu betrachten,
wenn eine Auswirkung von innen (endogen) nicht ersichtlich sei.
Zwei Umstände seien für die Wahl zwischen den beiden Erklärungsweisen
von entscheidendem Einflüsse: Zunächst die unzulängliche Kenntnis des bewußten
und unbewußten Seelenlebens, die viele veranlasse, voreilig zur
Geisterhypothese zu greifen, wie dies zum Beispiel vielfach bei Malmedien
geschehe, deren Fähigkeiten zwanglos durch Automatismen erklärt werden können
. Ferner werde die Wahl beeinflußt durch den weltanschaulichen
Typus, dem der Beurteiler angehöre. Er beruft sich hierbei auf die neuesten
Erkenntnisse im Gebiete der Charakterologie (Jaspers, Spranger und Müller-
Freienfels) und zitiert einen Ausspruch Fichtes: „Was für eine Philosophie man
wähle, hängt zunächst davon ab, was für ein Mensch man ist. Denn ein philosophisches
System ist nicht ein toter Hausrat, sondern es ist beseelt durch die
Seele des Menschen, der es hat"
Zu den Vorzügen der spintistischen Deutung rechnet Tenhaeff die Einfachheit
und das Allumfassende, wodurch alle medialen Erscheinungen unter einen
Hut gebracht werden; allein wiederum möge man sich hüten, in eine Einseitigkeit
zu verfallen, denn in der Wissenschaft sei die einfachste Erklärung nicht
immer auch die richtigbte.
Dr. Dietz setzt in zwei Beiträgen seine Untersuchungen über den
paragnostischen Traum fort. Ein* gut bezeugter Wahrtraum verdient hier
wenigstens kurz wiedergegeben zu werden. Schauplatz ist Holländisch-Indien.
Ein Eingeborener träumt, daß ihn ein Buschgeist gewarnt habe, an der Niederbrennung
eines Jahrhunderte alten Baumriesen teilzunehmen, widrigens er und
drei seiner Kameraden es mit dem Tode büßen müßten. Sein Freund erzählt
den Traum ganz niedergeschlagen dem Verwalter der Teepflanzung, der sich
aber über ihn nur lustig macht. Doch der Traum ging in Erfüllung. Der hohe
Baum stürzte wie mit einem Sprunge in eine ganz unerwartete Richtung und
begrub den Träumer und drei seiner Kameraden unter sich, die alle nur schwerverletzt
hervorgezogen werden konnten. Der Traum zeigt eine Verschmelzung
des Geisterglaubens des Javaners mit Tagresten und ist nicht ganz übereinstimmend
mit der Wirklichkeit; es, starben nicht alle vier Kuli; der eine kam mit
einem Beinbruch davon. — Daß sich der Inder von einem Schrecktraum geängstigt
fühlen konnte, ist bei seinem gefährlichen Handwerk nicht sehr verwunderlich
, mehr zu denken gibt die auffallende Uebereinstimmung des Traumes
in den Einzelheiten und den Begleitumständen des Unglücksfalles.
C. P. Van Rossem bringt eine Studie über die Betrugsmöglichkeiten
bei der direkten Schrift. Er hält dieses Teilgebiet des Mediumismus
mit seinen vielgestaltigen Betrugsmöglichkeiten und seinen zahllosen
Entlarvungen für eines der schwächst gestützten. Unter den Kniffen und
Kunstgriffen der Schwindelmedien zählt er auf: Präparieren der Schreibtafeln mit
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