http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0771
Die phänomenale psychometrische Begabung des Herrn Otto Reimann 7t3
ist nicht lesbar. — R. beginnt: „Das ist ja schrecklich! Man müßte dem Wesen
dieses Mannes Reifen anlegen. Der ist ja außerordentlich lebhaft. Es ist nicht
d'Annunzio, aber ähnlich in seiner expansiven Art. Er beschäftigt sich in gläubiger
Art mit dem Problem der Parapsychologie. Er ist sehr belesen, gebildet.
Von Beruf müßte er Arzt sein. Es könnte ein fabelhafter Mensch sein. Er
jagt Problemen nach."
Erklärung.
Es handelt sich um die Handschrift des italienischen Psychiaters Cazzamalli,
Professor an der Universität Mailand, der unseren Lesern durch seine Forschungen
und Aufsätze über „Gehirnstrahlen*' bekanntgeworden ist. — Ich
lernte ihn später in Paris auf dem Internationalen Parapsychologen-Kongreß
kennen, wo er einen Vortrag hielt. Er ist von lebhaftem, südländischem Wesen,
und gerade dies Temperament hat R. gut erkannt. — Der Versuch gilt als
positiv.
Achter Versuch.
Eine Postkarte aus Darmstadt vom 3o. 10. 1923 mit unleserlicher Unterschrift
auf der Rückseite. Ich hatte Briefmarken und Poststempel zugeklebt,
um Herrn R. keinen Anhaltspunkt zu geben, und ebenso auf der Rückseite einen
Aufdruck mit Herkunftsbezeichnung überklebt. — R. beginnt: „Der hat eine
ungeheure Kombinationsgabe. Er sucht für alles eine gemeinsame Basis zu
finden. Er will alles unter ein Dach bringen. Er ist ein Mittelding zwischen
Schauspieler und Wissenschaftler. Er ist durchaus musikalisch; unerhört sogar.
Er muß adlig sein; etwas dekadent. Ein etwas überspannter Mensch.*'
Erklärun g.
Die Karte stammt vom Grafen Hermann Keyserling, den ich einmal hier
in Berlin in einem Vortrag hörte und auch persönlich kennenlernte. — Der
"Versuch gilt als positiv. «
Neunter Versuch.
Ein Brief, eng beschrieben, eine sehr kleine Handschrift, aus dem Jahre
1923. Auf ausdrückliches Befragen erklärt Herr Reimann, daß ihm die Schrift
nicht bekannt sei. Es wird besonders darauf geachtet, daß R. die Unterschrift
auf der vierten Seite nicht zu sehen bekommt. — Er begann dann: „Das
ist einer der logischsten Köpfe, die ich kenne. Einer der begabtesten Menschen,
die ich je gesehen habe. Er ist etwas durchaus Großes! Ein genialer
Kerl. Ein Feuerkopf; muß aber älter sein. — Blendender Redner. Berühmt,
nicht als Politiker, sondern als Schriftsteller, oder so was. — Das ist ein
Künstler, mehr ein schreibender Künstler."
Erklärung.
Es handelt sich um einen Brief von Thomas Mann. Die Angaben sind als
außerordentlich wohlgelungen zu bezeichnen. — Der Versuch gilt gleichfalls
als positiv.
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