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Vogl: Vier Sitzungen bei Frau Silbert in Graz.

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Vier Sitzungen bei Frau Silbert in Graz.

Von Dr. Carl Vogl in Vierzehnheiligen bei Jena.

Der Name Frau Maria Silbert ist in dieser Zeitschrift schon öfter Anlaß
eingehender Referate und Erörterungen gewesen. Wenn nun auch ich Bericht
erstatte über das, was ich bei diesem best- und weitbekannten Medium gesehen
und erlebt habe, so geschieht es nicht, als ob ich durchweg oder auch} nur
vorwiegend Neues zu sagen hätte, sondern weil ich glaube, daß man nicht
unterlassen soll, Zeugnis abzulegen für Dinge, die zwar in ihrer Tatsächlichkeit
für den Erfahrenen nicht mehr zu leugnen, und für die Gestaltung eines,
neuen Weltbildes und der damit zusammenhängenden Lebensfragen von gewichtigem
Belange sind, die aber gleichwohl bei uns nicht nur in der breiten*
OeffenÜichkeit, sondern auch unter den Gelehrten noch so viel grundsätzlicher
Ablehnung, Mißtrauen und Spott begegnen.

Um fünf Uhr eines sonnigen Nachmittags, 20. April d. J., besuchte ich
Frau Silbert in Graz, um zunächst ihre Bekanntschaft zu machen und eine
Verabredung zu treffen bezüglich einer Sitzung. In meiner Begleitung war
eine mir seit langem befreundete, Frau Silbert unbekannte Grazer Dame mit
ihrer sechzehnjährigen Tochter. Sie hatten mir geholfen, das Haus aufzusuchen
, und ich wollte sie draußen nicht warten lassen. Von Frau Silbert
sehr freundlich empfangen, setzten wir uns in einem behaglich bürgerlich
eingerichteten, von einem großen Fenster belichteten Zimmer um einen massiven
Tisch (Größe 114X79), der mit einer Plüschdecke bedeckt war, die etwa
i5 cm über den Rand herabfiel. An der einen Längsseite, etwas vom Tisch abgerückt
, saß Frau Silbert, an der Schmalseite ihr zur Rechten saß ich, mir
gegenüber meine Begleiterin, Frau Silbert gegenüber das junge Mädchen. Frau
Silbert ist 63 Jahre alt, weißhaarig, mittelgroß, körperlich leidend (Diabetes);
sie ist in ihrer Wesenart schlicht natürlich und von ungewöhnlicher Güte.
Man erzählte von allerlei gemeinsamen Bekannten und den seltsamen Dingen*
die sie gleich mir hierhergeführt. Da spürte ich ganz unerwartet eine deutliche
Berührung an meinem rechten Knie, wie wenn etwas die Aufmerksamkeit
auf sich lenken oder von seinem Dasein Kunde geben wollte. Ich war nicht
wenig überrascht und fand keine Erklärung für das Vorkommnis. An sich
konnte die Berührung von einem unbeschuhten Fuß herrühren, und es hätte
dann bloß Frau Silbert in Frage kommen können; doch saß sie so weit von
mir entfernt, daß man doch mindestens an ihrem Oberkörper eine leise Bewegung
merken müßte. Ich nahm mir nun vor, möglichst unauffällig, aber
auch möglichst scharf zu beobachten. Es dauerte nicht lange, so wurde ich
an gleicher Stelle zweimal hintereinander und stärker als das erstemal berührt.
Dann zum viertenmal ein Druck wie von einer kräftigen Faust. An Frau Silbert
war nicht die leiseste Spur etwaigen Ausstreckens und Agierens eines ihrer
Beine zu bemerken. Ihre Hände waren immer sichtbar. Bald auch waren
deutliche Klopflaute zu hören, teils in der Tischplatte — die Decke konnte
man nach Belieben abheben, Frau Silbert selbst forderte dazu auf —, teils in
Möbeln, einem Schrank, in der Wand, außerhalb der Reichweite aller vier


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