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722 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1930.)
trollpersönlichlveit „Neil" entgegenbringt. Ton mehreren Fällen sei mir gestattet
, hier zwei anzuführen.
Bei einem seiner Besuche bei Frau Silbert in Graz wurde Herrn N. die
Mitteilung, er werde binnen 2f\ Stunden in Todesgefahr geraten, aber er, Neil,
werde ihn zu schützen wissen. Am nächsten Tage fährt N. an seinen neuen,
Bestimmungsort. Er kommt in der Nacht an, die 24 Stunden sind bald um,
ohne daß ihm etwas begegnet ist. Er denkt daran. Er passiert einen breiten
Weg, an dessen rechter Seite sich ein langgestrecktes fensterloses Gebäude befindet
. Er geht daran entlang. Er hört jemanden rufen, meint, ein spät
Heimkehrender rufe seiner Frau, sie solle ihm öffnen. Ein zweiter Ruf. Auf
der anderen Wegseite geht ein Herr und eine Dame, die ihn beschwören: „Um
Gottes willen, gehen Sie von jener Seite weg/* Im Augenblick ein dritter Ruf
und gleich darauf ein Schuß — eine Kugel saust dicht an seinem Kopf vorbei.
Das fensterlose Gebäude war ein Militärmagazin für Sprengstoffe und es war
streng verboten, an der Gebäudeseite entlangzugehen. Der Posten hatte dreimal
angerufen und geschossen.
Und ein Erlebnis ganz anderer Art, aber vielleicht noch verwunderlicher.
Herrn N. wurde in einer Sitzung bei Frau Silbert versichert, „Neil" habe
seinen Namen in dessen Taschenuhr eingraviert. Doch war keinerlei Gravüre
zu finden. Herr N. geht zum Uhrmacher, er solle die Uhr auseinandernehmen.
Dieser trägt Bedenken: die Uhr sei sehr kostbar und ließe sich kaum ohne jede
Schädigung wieder zusammensetzen. N. beharrt auf seiner Forderung, die
Uhr wird auseinandergenommen: unter dem Werk findet sich der Name
Neil eingraviert.--
Meine Beobachtungen notierte ich je am folgenden Morgen. Ob ich mich
dabei der Reihenfolge der einzelnen Phänomene genau erinnert habe, kann ich
nicht sagen. Eine strenge Kontrolle des Mediums und gegebenenfalls der
Sitzungsteilnehmer hat nicht stattgefunden. Das mag dieser oder jener Leser
bemängeln, Indessen gehört ja Frau Silbert zu den seltenen Medien die bei
vollem Tageslicht Phänomene der merkwürdigsten Art \ er anlassen,
so daß Leuchtnadeln, Leuchtbänder, Blitzliclitaufnahmen, Fesselungen und
Registrierapparate von vornherein sich erübrigen. Gewiß sind Phänomene, die
unter dem Tisch sich abspielen, nicht alle von gleicher Ueberzeugungskraft, aber
daÄir sind die meisten anderen m. E. so unzweifelhaft echt, daß auch die übrigen
zu gewichtigem Zweifel keinen Anlaß geben. Bemerkenswert ist, daß die
so charakteristischen Berührungen in der Dunkelheit gar nicht oder nur spärlich
stattfanden, daß die (relative) Dunkelheit im allgemeinen und grundsätzlich
für Lichtphänomene reserviert blieb. Sehr vertrauenerweckend habe ich
es empfunden, daß bei Frau Silbert außer dem gewohnten „Gott zum Gruß"*
mit dem die unsichtbaren Intelligenzen begrüßt wurden, kaum etwas an die
üblichen Spiritistenkonventikel erinnert mit ihrer strengen Kettenbildung, mit
der Forderung, sich zu unterhalten, zu singen oder Musik zu machen; daß man
sich frei bewegen und nach Belieben aus nächster Nähe beobachten kann, ohne
von der liebenswürdigen und überaus gütigen Frau Silbert auch nur im geringsten
behindert zu werden. Frau Sigbert verhält sich meist ganz passiv
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