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Schmidt: Der Traum wird Wirklichkeit?
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kommen sollten. Voll innerer Unruhe sandte sie heiße Stoßgebete zum Himmel
und bat um Mut, denn es war doch immerhin nicht alltäglich, einen Geist
anzureden. Und als der letzte Glockenschlag zwölf Uhr in der Ferne verklungen
war, da öffnete sich wieder lautlos die Türe und herein trat der Herr? von
Eyerle. Urschi ihr Herz krampfte sich zusammen, dann erhob sie sich, und
frag den Geist, was sein Begehr wäre. Mit dumpfer hohler Stimme erwiderte
der Herr von Eyerle, daß die Seelenärnter und die gestifteten Messen für seine
Seelenruhe schon seit Jahren nicht mehr mit der erforderlichen Genauigkeit
gelesen und daß die Gebete für seine Seelenruhe vernachlässigt würden. Das
müsse unbedingt abgestellt werden, sonst finde er keine Ruhe mehr. Hierauf
verschwand er wieder lautlos durch die gegenüberliegende Türe.
Die angestellten Nachforschungen ergaben die Richtigkeit der Klagen des
Herrn von Eyerle. Sein Andenken war wirklich sehr stark in Vergessenheit
geraten. Die Klagen wurden sofort abgestellt und der alte würdige Herr fand
seine Seelenruhe wieder. Er ist nie mehr erschienen!...
Der Traum wird Wirklichkeit?
Mitgeteilt im Auftrage der Berliner Aerztlichen Gesellschaft für Parapsychische
Forschung, von Dr. med. Adolf Schmidt, Berlin.
Mitte Februar ging durch die Tageszeitungen der Bericht von einem Unglücksfall
, der durch die Begleitumstände ein besonderes parapsychologisches
Interesse gewinnt.
Der Bericht (aus verschiedenen österreichischen bzw. deutsch-böhmischen
und deutschen Zeitungen zusammengefaßt) lautete folgendermaßen:
„Prag, 10. Febr. Aus Prag wird ein tragischer Unfall gemeldet, der durch
seine Torgeschichte besonders mysteriös anmuten muß. Er trug sich am
6. Februar io3o in Ledec an der Sazawa zu und kostete drei Knaben, im
Aller von jo bis 12 Jahren das Leben.
Die Lehrerin an der Ledecer Schule forderte ihre Schüler auf, eine Schulaufgabe
zu bringen, in denen die Knaben ihre letzten Träume möglichst anschaulich
zu schildern hatten. Der 10jährige Victor Chudoba, Sohn eines
Schneidermeisters, brachte Mittwoch die gewünschte Schulaufgabe, in der er
schilderte, wie er Montag auf Dienstag nachts geträumt habe, er sei mit seinen
Mitschülern, dem 11 jährigen Lehrerssohn Miroslav Sobek und dem 10jährigen
Schuhmacherssohn Jaroskv Nerad im Eise der Sazawa eingebrochen und ertrunken
. Dabei schilderte er in allen Einzelheiten das Unglück und den furchtbaren
Todeskampf, den er im Tiaum erlebte. Der Traum war dem Knaben so
lebhaft in Erinnerung geblieben, daß er der in Form einer Erzählung gehaltenen
Stilaufgabe noch eine Federzeichnung hinzufügte, die sehr ausdrucksvoll
den ganzen Vorfall illustrierte.
Am nächsten Tage ging der Traum wörtlich in Erfüllung. Die drei unglücklichen
Knaben folgten der Einladung eines Fabrikanlensohnes, der ihnen
eine Laterna magica \orführen wollte. Am Wege zu diesem Besuche betraten
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