Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0797
Schmidt: Der Traum wird Wirklichkeit?

739

ich endlich in Erfahrung, daß zwei Originalschulhefte des verunglückten
Adalbert Chudoba bestehen, von denen das eine als Reinschrift zu gelten hat.
Beide Hefte befinden sich nach den Angaben meines Gewährsmanns gegenwärtig
in Ledec selber, einem kleinen Ort von wenigen tausend Einwohnern in Südböhmen
, wo sie als Reliquien von den Angehörigen behandelt werden1). Die
Angehörigen zur Herausgabe der begreiflicherweise sehr pietätvoll behüteten
Originalniederschriften zu bewegen, war natürlich ein vergebliches Unterfangen.
Doch hat die Schullehrerin in Ledec die Begebenheit seinerzeit der Publikation
zugänglich gemacht, und offenbar durch ihre Vermittlung hat das eine der beiden
Originalhefte dem „Prager Tageblatt", der bedeutendsten Zeitung in der
Tschechosl. Republik, vorgelegen. Diese druckte in ihrer Abendausgabe vom

i3. Februar 1930 unter dem Titel: „Aus dem Schulheft eines Ertrunkenen"
einen großen Teil des Inhalts dieses einen Originalheftes ab. Das Prager Tageblatt
bringt hierbei das tschechische Original sowie die dazu gehörige Zeichnung
in Faksimile. Hier finden wir auch-noch folgende genauere Angaben: die
Lehrerin gibt den Schülern den Auftrag, eine Stilaufgabe zu bringen, worin der
letzte Traum, den die Schüler hatten, geschildert werden soll. In der Nacht
vom 2. Februar (Maria Lichtmeß) zum 3. Februar (des heiligen Blasius) träumt
der Knabe Adalbert Chudoba die fünfte Stilaufgabe. Am G. Februar — der
Kalender zeigt erstes Mondviertel und zu diesem Tage der heiligen Dorothea,
meint die alte Bauernprognostik: „Am Dorotheentag holen sich die Singvöglein
ihre Noten" — an diesem Tage erfüllt sich das Schicksal des Knaben.

Und nun die fünfte Aufgabe selber in wörtlicher Uebersetzung (das tschechische
Faksimile im Bild zugleich mit der Zeichnung): „Ich träumte einmal,
daß ich badete. Den Knaben gegenüber prahlte ich, wie ich schwimmen kann.
Als sie meine Kunst sehen wollten, zeigte ich ihnen dies sofort. Auf einmal
schrie ich auf, daß ich ertrinke. Da kamen die Knaben herangeschwommem,
aber ich konnte mich nimmermehr über Wasser erhalten. Ich begann zu

x) Nach der Angabe des Bürgermeisters von Ledec (s. w. unten) befindet sich
ein Original im Direktoriat der Schule.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0797