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Bruck: Prinzipielle Betrachtungen zu den Phänomenen R. Schneiders. 743
Ergebnisse sich aufs äaßerste von einer rückhaltlosen Anerkennung dieses
Materials weiter zurückhalten will, da ja selbst manche von denen, die „dabei
waren", oft ihren Augen kaum trauen wollten.
Ich selbst habe nur einmal \or Jahren das Glück gehabt, einer Rudi-
Schneider-Sitzung in München beizuwohnen, zu einer Zeit, als die Elektro-
kontrolle, die, auf Ideen von Carl Krall beruhend, von Baron Schrenck
erst in Erwägungen gezogen war, und als zur Sicherung gegen Täuschungen nur
mit Leuchtbändern, mit manueller Fixierung des Mediums und daneben mit
Handkettenbildung aller Teilnehmer gearbeitet werden mußte.
Diese Sitzung fand am 6. September 1924 in Schrencks Laboratorium
im Beisein der Professoren Timmerding (Braunschweig), F r e y t a g und
des verstorbenen Grub er (München) statt; auch General Peter war anwesend
. Professor Grub er und Dr. Sünner lösten sich in der Kontrolle
des Mediums ab. Methodik, Testobjekte und Resultate waren im großen ganzen
die gleichen wie jetzt in London, wennschon die MaterialisationenL) damals
nur schwach sichtbar waren, oder als Schatten sich vor einem Leuchtschirm
abhoben, oder als dunkle Stellen an einem selbstleuchtcnden Papierkorb erkennbar
, schließlich aber auch als Berührungen oder Schläge gefühlt wurden.
In der völlig überzeugenden (leider nicht durch filmische Dunkelaufnahme
festgehaltenen) Herausbringung von materialisierten Körperformen hat Rudi
in diesen sechs Jahren entscheidende Fortschritte gemacht. Aber so großes Lob
wir hierfür der psychagogi«sehen und humorvollen Praxi* von Mr. Price zu
spenden haben, so angebracht wäre es jetzt daneben aus Gründen der parapsychischen
Erkenntnislehre, in einer vergleichenden Studie all das zusammenzufassen
, was als große Leitlinie der langen Mediumschaft der Brüder Schneider
, deren Phänomenik ja in großen Zügen dasselbe Bild bietet, erkennbar
wird.
Drei große Gruppen hätten wir dabei zu trennen Zunächst das übliche
Programm der erfolgreichen Sitzungen mit den üblichen Requisiten (Tischchen
, Papierkorb, Glocke, Taschentuch, Musikinstrumenten usw.). Leider werden
diese stereotypen Phänomene am allerwenigsten den Fernstehenden etwas Ueber-
zeugendes sagen, weil sie ihnen den äußeren Eindruck des Einstudierten, Eingc-
schliffenen machen könnten, während, sie für den Kenner in einer Reihe mit
den selteneren oder den einmaligen Phänomenen rangieren.
So heben sich von diesem Hauptprogramm eindrucksvoll die in London erreichten
großen, sieht- und fühlbar gewordenen Materialisationen ab. Sie zeigen
handgreiflich die Forlschritte der Rudischen Kräfte und bieten die Hoffnung
auf weitere Entwicklung, trotzdem seine Pubertätszeit mit ihren Hilfskräften
*) Es handelte sich um eine aus dem Kabinett resp. zwischen den Vorhangspalten
— das Medium saß ganz rechts außen als letzter unserer bogenförmigen
Reihen — austretende weiße längliche frauenhafte Hand, die von mir und
anderen Teilnehmern ganz deutlich erkannt wurde. Sie zeigte Eigenbewegung
und ließ diese besonders nach Auffordern Schrencks erkennen, als er den
Leuchtschirm hinter die dann schattenhaft erscheinenden Umrisse hielt. Ein Bericht
über diese hochinteressante Sitzung befindet sich bei den noch unveröffentlichten
Rudi-Protokollen Schrenck-Notzings. Dr. Sünner.
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