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746 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1930.)
stützen mußte; das Gewicht wurde dann dem Professor langsam von ,,01ga"
weggenommen und lautlos im Dunkel dicht neben meinen Fuß auf den Boden
gestellt.
Der Clou des Abends aber in bczug auf Sauberkeil und Eleganz der Arbeit
ereignete sich gleich zu Beginn der Sitzung beim Manipulieren mit einem etwa
1/2 Meter langen und daumenbreiten phosphoreszierenden Stab. Das sich an
meinem Körper abspielende Phänomen stellt ein wohl nodi nicht veröffentlichtes
Unikum vor. Auf Wunsch von Olga hielt Baron Schrenck den Stab
horizontal vor uns in der Höhe unserer Köpfe. Nach einiger Zeit wurde nach
Schrencks Angabe, ihm der Stab kräftig aus der Hand gerissen, stieg in
Horizontalstellung langsam etwa 1/2 Meter höher, drehte sich dann in die senkrechte
, neigte sich mit der Spitze nach vorn gegen uns und kam dann wieder
langsam mit dem ganz nach unten gerichteten oberen Ende auf mich zu, blieb
erst vor mir stehen und versenkte sich zuletzt mit die&eoi oberen Ende, ohne
ein von mir auch nur im geringsten gefühltes Tasten, Suchen oder Stocher«
in den Winkel des Brustausschnittes meines engen, fast zu engtn, fest zugeknöpften
Sakkos bis mindestens zur Tiefe einer Handbreite; dort blieb er fast
senkrecht dicht vor meinem Gesicht stecken, ohne es zu berühren. Ich glaubte
erst sicher, er schwebe vor mir in der Luft (und deshalb zuerst ein wenig an
Betrug). Als ich ihn dann aber ergriff, mußte ich ihn erst aus dem Brustausschnitt
herausziehen. Er wurde mir dann in gleicher Weise, wie vorher
Herrn von Schrenck, sehr bald brüsk aus der Hand gezogen, ging senkrecht
in die Höhe, um schließlich im großen Bogen über unsere Köpfe hinweg
hinter uns auf dem Fußboden zu landen.
Dieses brüske Ausderhandreißen eines Testobjektes im krassen Gegensatz
zu dem überaus zarten, eben vorangegangenen Manipulieren mit demselben
Gegenstand, das so recht das Wetterwendische, Unberechenbare, Poltergeistartige
in der Phänomenik Rudis beleuchtet, zeigte sich auch bei den Londoner
Versuchen, als dem Prof. Pollard ein hingehaltenos Taschentuch aus der
Hand gerissen wurde.
In derselben Linie liegt ein zweites gegen mich gerichtetes Phänomen, das
wohl den Abend eröffnen sollte, ober erst beim zweiten Male, nach der großen
Pause, glückte. Der phosphoreszierende Papierkorb stieg langsam bis etwa über
unsere Kopfhöhe, beugte sich dann, genau wie vorher der Stab, vornüber auf
mich zu und blieb zuletzt zielsicher mit seiner oberen Rundung längere Zeit
ruhig so dicht vor meinem Gesicht stehen, wie etwa ein Schalltrichter, in den
ich hineinsprechen sollte, und ging dann wieder ganz langsam vor meinem
Gesicht ohne jede Berührung in die Höhe und flog zuletzt hinter uns auf den
Fußboden.
Diese beiden Phänomene sind sehr bemerkenswert und geeignet, wie natürlich
ähnliche mancher anderer Medien, etwa Frau S i 1 b e r t, eine Rolle im
Kampfe um die Legalität der Dunkelsitzungsmethode zu spielen. Man bedenke,
daß derartige llewegungsphänomene nur bei einer völligen Ausschaltung des
Lichls die ganz außergewöhnliche räumliche Orientierungssicherheit der leitenden
Energie, welcher Art sie auch immer sei (oder sollten wirklich alle diese
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