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Kleine Mitteilungen.
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gemachten Erfahrungen nicht beiseite gesetzt werden dürfen. Kein okkultes
Phänomen scheint von Stimmungen unberechenbarer Art so abhängig zu sein
wie dieses. Wer diese Tatsache nicht berücksichtigt, möge nicht eigenes Mißgeschick
dem Medium (und damit dem Phänomen) zum Vorwurf machen! Auf
keinen Fall darf nach einer einzigen elwa negativen Sitzung abgeurteilt werden!
Bei gutem Willen und Ausschaltung aphoristischen und negativistischen
Eigensinns dürfte es sehr wohl möglich sein, zu einer allmählichen Lichtung
des bisher besonders für die deutschen Parapsychologen im allgemeinen noch
so fremden und auch methodisch so völlig neuartigen Tatsachenkomplexes zu
gelangen.
Dazu werden, wie ich zu\ersichtlich hoffe, auch die wertvollen Anregungen
des Oberingenieurs Schütze, die von echtem, auf die Sache gerichtetem Erkenntnisstreben
zeugen, das Ihrige beitragen.
Kleine Mitteilungen.
Entdeckung der Leiche eines verunglückten Bergsteigers
durch einen Hellsehtraum.
Herr Werner Friedmann veröffentlicht in der „Süddeutschen Sonntagspost"
vom 5. Oktober 1930 einen interessanten Fall von Hellsehen im Traum, durch
den die unauffindbare Leiche eines verunglückten Touristen entdeckt wurde.
Der Fall hat im bavrischen Gebirge und auch sonst beträchtliches Aufsehen erregt
. Mit Erlaubnis der Redaktion der „S. S." lassen wir hier einen Auszug aus
dem Bericht des Herrn Friedmann folgen:
Herr Johannes Pallitsch ist Inspektor beim Standesamt in Chemnitz. Er
ist 54 Jahre alt, Einkommen ist gesichert, sein Leben ruhig und angenehm. Er
beschließt mit seiner vier Jahre jüngeren Qattin seinen diesjährigen Urlaub im
bayrischen Gebirge zu verbringen. Mietet sich in Untergrainau bei Garmisch in
der „Pension Maria Theresia" ein. Herr Pallitsch ist ein etwas kleiner, etwas
korpulenter Herr; man sagt, er haue früher einmal an epileptischen Anfällen gelitten
, nun aber scheint er ganz gesund zu sein, er zeigt sich sehr naturliebend
und unternimmt sogar einige kleinere Bergtouren, zu denen ihn seine Frau, eine
stattliche große Dame, nicht begleitet. Eines Tages faßt der Herr Inspektor aus
Chemnitz den Entschluß, auf den Kramer zu steigen. Der Kramer ist ein ganz
harmloser Berg, etwa zweitausend Meter hoch, man braucht weder Führer noch
besondere alpinistische Fertigkeiten, um auf seinen Gipfel zu gelangen. Am
Morgen des 26. August brach er in aller Frühe auf. Als der Abend kam, wurde
Frau Pallitsch unruhig. Sie wartete und wartete, der Mann kam nicht. Aber am
Kramer kann doch wirklich nichts passieren, tröstete man. Vielleicht ist er auch
auf der Stepbergalm, wo es ihm doch so gut gefällt, über Nacht geblieben. So
wartete sie bis zum nächsten Abend. Dann eilte sie zum Bergführer Reindl.
Herr Reindl lief zur Stepbergalm. Man hatte den fraglichen Herrn nicht
gesehen. Er eilte zum Kramerkreuz. Im Gipfelbuch fand sich kein Eintrag
„Pallitsch". Er kam zurück und brachte den Bescheid. Die Frau benahm sich
,»sonderbar". Sie schien verstört und gequält und doch wieder unnatürlich ruhig.
Sie stand den gati7en Tag und schaute mit starrem Blick auf die massige Wand
des Kraimer. Herr Reindl stieg am nächsten Tag mit einem Kollegen erneut auf
den Kramer und suchte. Stundenlang schritten die beiden jeden Pfad ab. Vergebens
. Die Frau bat nur: „Forschen Sie weiter." Fünf Bergführer begaben sich
von verschiedenen Seiten auf den Gipfel. Man versuchte es mit Ruf/eichen,
Lichtsignalen usw. Keine Spur. Fünf Tage vergingen. Frau Pallitsch ging zu
Herrn Reindl: „Ich kann nicht mehr dableiben. Immer muß ich auf den Kramer
schauen. Es verfolgt mich bis in den Schlaf. Nun werde ich nach Hause fahren."
Frau Pallitsch fuhr nach Chemnitz. Und Herr Reindl beobachtete einige Tage
mit dem Fernglas die Kramerwand, um eventuell durch niederstoßende Gebirgs-
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