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18 Zeitschrift für Parapsycholqgie. Heft 1. XJanuar 1931,.)
Gesamtkomplex erinnert etwas an den allen Streit über die „Voraussetzung»-
losigkeit** der Wissenschaft, eine innerlich unwahre und irreführende Formulierung
. Jeder Mensch und Forscher ist in gewissen Grenzen affektbetont; erheblich
für die Forschung sind aber nur die objektiven Resultate, diese wiederum
beruhend auf objektiver Methodik. Hierdurch erledigt sich prinzipiell auch
die Vermutung der „dauernden Suggcstioniertheit**. Diese neuartige Ausdehnung
des Hypnosebegriffes eröffnet beiläufig recht weite Perspektiven für das
neue Strafgesetzbuch ($ 9 Ziffer 6 des Entwurfs, wonach Hypnoseanwendung
der Gewaltanwendung gleichzusetzen ist). Es dürft© interessant sein, zu erfahren
, welche hypnotischen Symptome die Kritiker bei den dauernd in Hypnose
befindlichen Forschern festgestellt haben.
Zu B, 4* „Unwissenschaftlichkeit" ist oft auch auf anderen Gebieten behauptet
worden (z. B. gegenüber Friedmanns Tuberkuloseserum wie gegenüber
Zeppelin). Immerhin ist sicherlich vor übereilten Protokollveröffentlichungen
zu warnen, ebenso wie vor ungenauem Zitieren, fehlenden Quellenangaben usw.
Sämtliche Vorwürfe zu 1—4 werden von dem Augenblick an sachlich in
sich zusammenfallen, sobald die Versuchsanordnungen unangreifbar ausgebaut
sind.
Zu B, 5: Der Vorwurf des „Ehrgeizes" ist allenfalls vielleicht häufiger berechtigt
, jedoch — warum soll ein Forscher nicht ehrgeizig sein?
Zu B, 6: Sensationslust ist sicherlich entschieden zu mißbilligen, aber auch
in den Kreisen der akademisch gebildeten Forscher kaum anzutreffen.
Zu B, 7: Eine besonders „scharfe Tonart" haben die beiden Negativisten
Moll und Hellwig, anscheinend auf Grund gemeinsamer Verabredung im März
1924 begonnen. Die scharfen Antworten von Schröder, Sünner, Seeling,
Kröner usw. waren die notwendige Reaktion hierauf, sämtlich zeitlich später
liegend.
Zu B, 8: Als Kriterium für „eigentliche Spezialisten** und „Sachverständige
" ist vorläufig zu fordern: mehrjährige Serienversuche mit verschiedenen
Versuchspersonen, die durch mindestens eine größere gedruckte Veröffentlichung
zu belegen sind. Es steht aber zu erwarten, daß schließlich von Staatswegen
unabhängige Forschungsinstitute an den Universitäten errichtet werden,
so daß in absehbarer Zeil ausgesprochene „Spezialisten** vorhanden sein werden.
Ein Blick auf die Negativistengruppe zeigt, daß sämtliche persönlichen
Beanstandungen nach dort gerichtet werden können: Ehrgeiz und Sensatiom-
lust, Arroganz, Dünkelhaftigkeit und mangelnde Sachkunde sind bei diesen
Herfen im einzelnen nachweisbar, ebenso wie ein Zustand dauernder Suggestio-
niertheit (verursacht durch den Anführer Moll) und Affektbetontheit, nämlich
destruktive Gehässigkeit und unterbewußte Furcht vor der Nachweisbarkeit dei
Phänomene; ungenaue und zurückgehaltene Protokolle (Molls Protokoll a\n
Steglitz vom 12. März 1923 auf Seite 5o des Buches „Spiritismus**, f\. Auflage
; Hellwigs Protokoll vom April 1924 über erfolgreiche Versuche bei
Dr. v. R.); irreführendes Zitieren (Dessoir: „Vom Jenseits der Seele, 1. Aullage
, S. 187 laßt die wichtigsten Worte „in einem durch volles Tageslicht erhellten
Zimmer** fort) usw. Dies im einzelnen besonders auszuführen, bleibt
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