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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 1. (Januar 1931.)
Zu D, i—5: Diese Beanstandungen sind, wie die gesamte neuere Literatur
zeigt, den Versuchsleitern wohl durchweg völlig bekannt. Einerseits darf man,
recht wohl der Intelligenz, dem Scharfblick und der Geschicklichkeit der Ver-
suchsleiler vertrauen, daß sie insbesondere bei mehrjährigen Serienversuch ei*
alle diese \erschiedenen Fehlerquellen berücksichtigen und ausschalten. Andererseits
liegen schon heute zahlreiche Berichte über gelungene Versuche vor, bei
denen Täuschung, Kombination, Flüstern, Muskellesen und Hyperästhesie ausgeschaltet
waren. Am 'schwierigsten scheint mir zu sein, die Anwesenheitstelepathie
und die hiermit einhergehende Mentalsuggestion (destruktive und
sonst irreleitende) auszuschalten. Hier bedarf die Technik der Versuchsleitung
noch ununterbrochen des weiteren Ausbaus, sei es durch hypnotische Sperren,
sei es vielleicht auch durch Autosuggestion der Versuchsperson selbst. Hier
setzt das Problem der Selbstbeobachtung der Versuchsperson (z. B. durch hypnotische
Rück erinnern ng) ein, um die Herkunft und Quelle des telepathischen
oder hellseherischen Empfangs im Einzelfall feststellen zu können. Allerdings
liegt hier, weil im veränderten Bewußtseinszustand der kritische Intellekt
und auch die Erinnerungsfähigkeil ganz oder teilweise aufgehoben ist, die
schwierigste Aufgabe der künftigen Forschung.
In Sachen der Krall'schen Tierpsychologie.
Von Dr. med. R. A. Reddingius, Haag.
Den „Kurz-MiHeilungen" der Gesellschaft für Tierpsychologie (Januar
1930) entlehne ich, daß Anfang dieses Jahres von den 56 neuzeitlichen „zählsprechenden
' Tieren noch 20 am Leben waren, darunter 10 in Deutschland.
Obgleich schon Ende 1912 in seinen Annales des Sciences psychiques C. de
Vesme an die Möglichkeit einer parapsychologischen Natur dieses Zählsprechens
gedacht hat und seitdem dann und wann die „denkenden** Tiere in unserer
Literatur erwähnt sind, glaube ich, daß wir ihnen das gebührende Interesse noch
schuldig (geblieben sind.
Daß man die Sache nicht der genannten Gesellschaft überlassen kann,
erhellt aus folgendem: Der Herausgeber ihrer „Mitteilungen", Universitätsprofessor
Dr. II. Kraemer, Gießen, schrieb mir (28. 8. 1929): „.. . so möchte
ich Sie heute um einen möglichst baldigen kurzen Beitrag in beliebiger Sprache
für tlas neue Heft der „Mitteilungen** bitten. Vielleicht haben Sie die Güte,
darin zu betonen, ob Sie noch Ihre frühere Auffassung vertreten, oder wie weil
Sie etwa inzwischen anderen Sinnes geworden sind. So würde es mir gelingen,
nach den langen Jahren ein Bild davon zu schaffen, welche Stellung die berufenen
Vertreter der Tierpsychologie heute einnehmen .. .** \uf meine Anfrage
, weshalb ich die Korrektur meines im September eingesandten Beitrages
noch nicht erhalten hätte, endigt der Herr Professor seine Antwort
(3. 2. 1930): „Hoffentlich ist nicht auch Ihi liebenswürdiger Beitrag dem unerbittlichen
Zensor zum Opfer gefallen " ("Gemeint ist Herr R. Jordan, Verla»
in Stuttgart, Vorsitzender der Gesellschaft.) In seiner Hoffnung ist der Herr
Professor getäuscht worden; das jetzt (Juli 1930) von ihm herausgegebene
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