Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0043
Haberkalt: Was kann und soll der Okkultismus?

25

Society for psychical research in mehreren Ländern bereits bestehen oder in
Bildung begriffen sind. Sie befassen sich außerdem mit den in das Gebiet der
Psychologie fallenden okkulten Erscheinungen, meta- oder parapsychologische
genannt, wie: Gedankenübertragung, Gedankenlesen, Fernsehen im Räume und
in der Zeit, Vorschau und Rückschau, unbewußtes Schreiben und Zeichnen,
Willensbeeinflussung auch auf Entfernungen, endlich Mitteilungen angeblich
Verstorbener oder „Geister", sowie „Geisterphotographien" und „Geisteroi
9cbe«i,,iungen".

Tn letzteren Bezeichnungen ist allerdings schon über die bloße Tatsache
hinausgegangen und eine „Erklärung" vorweggenommen, wie später noch erläutert
werden soll. Bemerkt sei, daß einzelne der genannten Phänomene nicht
an die Anwesenheit von Medien gebunden sind, sondern auch, wie z. B. Gedankenübertragungen
, Gedankenlesen, Willensbeeinflussung, Fernsehen und Vorschau
bei Somnambulen, in ekstatischen Zuständen, in der Hypnose, in Wach-,
Auto- und Fremdsuggestion beobachtet worden sein sollen. Laut Reiseberichten
sollen indische Adeplen, Yogis und Fakire okkulte Phänomene, u. a. auch die
Entsendung des sogenannten „Astralleibes", bewußt hervorzubringen imstande sein.

Einzelne der genannten Phänomene sind wohl schon allseits anerkannt,
gegen andere richtet sich aber der schärfste Widerstand materialistisch eingestellter
»wissenschaftlicher Kreise, von angeblich „Gebildeten" abgesehen, die
in der Anerkennung der Erscheinungen eine Rückkehr in den wüstesten Aberglauben
primitiver Völker, in Spuk-, Zauber- und llexenwesen verflossener
Jahrhunderte erblicken. Vom philosophischen Standpunkt ist aber gegen keine
derselben a priori etwas einzuwenden, keine verstößt gegen logische Grundsätze,
ihre Möglichkeit ist also gegeben und in einer Aera der Entdeckung unsichtbarer
Strahlen, des Transportes >'on Ton, Licht, Wärme und chemischen Wirkungen
auf unsichtbaren Wellen, der physiologischen elektrischen Ströme,
die jede Bewegung, jeden Denkakt begleiten, sind vorgefaßte Zweifel weniger
als je berechtigt. Die Theorie der Smneswahrnehmunigen, die uns lehrt, daß
die menschlichen Sinne uns nur eintn beschränkten Teil der Außenwelt und
diesen nur qualitativ verändert vermitteln, so daß eine andere Beschaffenheil
jener, eine Veränderung derselben hinsichtlich der sogenannten psychophysischen
Empfindungsschwelle ein wesentlich anderes Weltbild liefern würde, mahnt
weiter den besonnenen Denker zur Vorsicht in der Abgabe negativer Urteile
über jene Phänomene. Ein bekannter Philosoph kleidet diese Erwägungen, die
"Verfasser an anderer Stelle1) ausführlich darstellte, in die Worte: „Andere
Wesen, andere Welten — andere Wellen, andere Wesen." Und: „Das Bewußtsein
erschöpft nicht seinen Gegenstand, die Welt, das Selbstbewußtsein erschöpft
nicht seinen Gegenstand, das Ich."

Hiernach ist es wie immer auch auf diesem Gebiete die Erfahrung, diu
Beobachtung, das Experiment, von denen die Entscheidung über die Tatsächlichkeil
der genannten Erscheinungen, deren Umfang und Grenzen abhängt.
Diese Entscheidung im Sinne exakter, unvoreingenommener Wissenschaftlicli-
keit zu treffen, ist Aufgabe des Okkultismus oder, um den neuerdings üblichen

') Der kommende Mensch. Leipzig 1901. Ernst Günthers Verlag.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0043