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Haberkalt: Was kann und soll der Okkultismus?

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ist für viele der berichteten Fälle gewiß die einfachere; von anerkannten Philosophen
und Forschern (es seien nur du Prell, Gr über, Fischer, Verweyen.
Driesch genannt) wird sie denn auch als eine durchaus ernst zu nehmende, beachtenswerte
bezeichnet. Freilach, wenn gewisse Spiritisten in jeder schriftlichen
Kundgebung im mediumistischen Kreise eine Weisheit aus dem „Jenseits
", in jedem Klopfton eine Geistersprache, in jeder nebelhaften Materialisation
den Verstorbenen selbst sehen, auf Grund der erhaltenen „Offenbarungen
" aus dem Jenseits ein hierarchisch gegliedertes Geisterreich aufbauen und
aus dem Spiritismus eine Religion schaffen wollen, die alle Welträtsel löst,
dann schießen sie weit über das Ziel und Besonnene werden ihnen kaum
folgen können.

Aber es bleibt noch immer genug, um das Fortleben einer psychischen
Substanz, der Seele, nach dem Tode glaubhaft zu machen; die Einwände der
Gegner, die ganzen Manifestationen (Töne, Bewegungen, Berührungen usw.)
seien kindischer Natur, die schriftlichen Mitteilungen seien banal und zeugten
keineswegs von einem höheren Daseinszustande, ferner sei es unwürdig zu
glauben, daß die Toten gewissermaßen in die Sklaverei oft ungebildeter Personen
kämen und auf deren Geheiß erscheinen müßten, sind nicht stichhaltig:
und gehen in letzter Linie auf willkürliche Annahmen über die Beschaffenheit
des postmortalen Zustandes zurück. Es ist nicht a priori abzuweisen und' es
spricht im Gegenteil vieles dafür, daß der Tod keineswegs einen plötzlichen
Uebergang in höhere Wesenszustände darstelle und etwa höhere Erkenntnis
und Weisheit mit sich bringe; mit großer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen,
daß er nur der Uebertritt in andere Anschauungsformen sei und sich
die Psyche einem veränderten Weltbilde gegenübersehe, in das sie sich
erst einleben müsse, wie das neugeborene Kind auf Erden erst seine Sinne gebrauchen
lernen muß, um sich in der Ilm weit zu orientieren. Die Welt kann
nur eine sein, aber die Bilder von ihr, die durch die Kamera des Gehirns
aus den Sinneswahrnehmungen erzeugt werden, können möglicherweise ganz
andere sein; man braucht nur an die Schwingungen des Aethers zu denken, die
je nachdem als Wärme, Licht, Chemismus oder unsichtbare Strahlungen dem
Bewußtsein erscheinen. Die Mangelhaftigkeit der Manifestationen kann also
auch von einem Nichtkönncn oder der Schwierigkeit einer Verbindung zwischen
zwei solcheu Welten herrühren. Was den geistigen „banalen" Inhalt von spiritistischen
Mitteilungen anbelangt, so ist zu beachten, daß wohl der allergrößte
Teil dem Ideenkreise des Mediums selbst entstammt, also animistischer Natur
ist, wenn sie auch in dessen Unterbewußtsein verankert lagen, wo sie, irgendwie
in den Sinnesbereich gelangt, aufgespeichert sind und in ekstatischen (Trance-)
Zuständen herausgehoben werden. Sie erscheinen alsdann dem Bewußtsein
als ein Fremdes, als Emulationen eines „Geistes", eines anderen Wesens, der
oder das aber nichts anderes ist als das Produkt einer dramatischen Spaltung]
des Ichs, wie sie so häufig; im Traume auftritt. Aehnliche Fälle, wo Ungebildete
, z. B. einfache Dienstmädchen, in Fieberdelirien seitenlange Stellen aus
griechischen oder römischen Klassikern hersagten, die ihr Ohr irgendwo aufnahm
, sind in der Medi/in wiederholt beobachtet worden. Der Inhalt der


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