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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0048
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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 1. (Januar 1931.)

Weltbildes mehr als bloß zufälliges Ergebnis alter Tradition, deren Art und
Richtung wir als fundamentale, also voraussetzungslose Formen, als Denkformen
sui generis anzusprechen gewohnt sind? Sind Logik und Kausalität
Urtatsachen menschlichen Geistes oder sind es Systeme, bloße Grenzfälle des
Denkens, vergleichbar den Grenzfällen physikalischer Theorien, neben denen
andersartige möglich sind?

Ich glaube, nichts berechtigt uns, die Singularität menschlicher Denkformen
voraussetzungslos «anzunehmen. Setzen wir den Fall, daß unsere Sinne zur
Erfassung des absoluten Weltgeschehens vollständig ausreichen, so muß doch
gleich die Frage gestellt werden, ob es denn tatsächlich nur einheitliche, geistige
Zusammenhänge zwischen „Ich" und „Umwelt" gibt. Wie uns z. B. die
Malerei durch die Perspektive eine nur uns verständliche Tiefendimension
auf der Fläche vorzutäuschen vermag, die etwa den mit unserer Art zu sehen
nicht vertrauten Völkern nicht als sinnvolles Hintereinander, sondern als ein
sinnlos-unmotiviertes und unbegreifliches Uebereinander erscheint, so wissen
wir auch, daß es Primitive gibt, deren Art zu denken nach völlig anderen
Gesetzen und Gewohnheiten abläuft, als das unsrige, ohne daß wir darum
berechtigt wären, ihre Denkformen als „falsch" gerichtet anzusprechen. Unser
Denken vollzieht sich im Sinne der Kausalität, streng nach Ursache und Wirkung
gegliedert, in einer Form, die wir als Logik bezeichnen. Diese Denkform
hat uns zu Herren der Erde gemacht und die Natur weitgehend unserm
Willen unterworfen. Daß aber auch andere Denkgesetze, etwa die prä-logischen
der Naturvölker, ihrer Umwelt manches abzulauschen vermögen, das erweisen
jene Primitiven, die den Bumerang erfanden, dessen Brauchbarkeit mathematische
und physikalische Gesetze erfüllt, die um so mehr unsere Verwunderung
erregen, als sie durch nicht-logische Denknormen der Natur abgewonnen
wurden. Und doch sind diese Völker der durch das Experiment beweisbaren
Kausalität eines logischen Zusammenhanges von Ursache und Wirkung gänzlich
unzugänglich. Denn sie nehmen nichts in der Richtung wahr, wie wir.
In ihrem Denken fehlt die Energie. Logisches und nichtlogisches Denken verhalten
sich wie etwa Leib und Seele.

Alle unsere gedanklichen Erwägungen, seien sie nun empirisch oder rational
erschaut, sind nichts anderes als Ausdrucksformen einer bestimmten Da-
seins^iorm. E9 ist unser Fehler, daß wir Fundamentalanschauungen besitzen,
über deren Richtigkeit wir uns keinerlei Fragen mehr vorlegen. Unser gesamtes
wissenschaftliches, ja unser Denken überhaupt, trägt nun überall den Stempel
einer an kausale Verknüpfungen gebundenen Bedingtheit, die sich schon einwandfrei
in unserer Sprache verrät, da diese mit ihren komplizierten Tempusreihen
und Modi die deutliche Orientierung nach Zeit und Raum versinnbildlicht.
Kausalität ist nun aber Orientierung nach Zeit und Raum, somit immer an die
Vorstellung des Makrokosmos gebunden. Der Ablauf des auf den Makrokosmos
gerichteten Denkens aber vollzieht sich immer nach dem Kausalgesetz, wie
z. B. die bis auf Sekunden berechenbaren künftigen Himmel ser>cheinungen einwandfrei
beweisen.

Wir können verschiedene Anschauungsmöglichkeiten der ..wirklichen' JVfaterie


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