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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0050
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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 1. (Januar 1931.)

exakten Wissenschaft selber einen Stoß. Makro- und Mikrophysik zeigten Gesetzmäßigkeiten
, die nach alter Anschauung nicht mehr parallelisiert werden
konnten. Versuche ergaben, daß die Materie inhomogen ist. In der Bewegung
ihrer kleinsten Teilchen treten Unstimmigkeiten auf, die keinem Gesetz gehorchen
. Die Physik von heule und morgen, die Quantenphysik, ist das erste,
transkausale, physikalische System. Wenn es al>er transkausale Mannigfaltigkeiten
gibt, dann sind auch präkausale denkbar, solche, die noch nicht kausal,
nur auf dem Weg zum Kausalismus liegen, wie sie in einem dynamischen, sich
entwickelnden, nie aber in einem statischen, schon zu Ende entwickelten Weltbild
denkbar wären.

Die neue Physik interpretiert wohl, aber sie „erklärt" nicht mehr. Ihre
Gesetzmäßigkeiten erzeugen ein Imponderabile: Wahrscheinlichkeit. Alle Ausnahmen
eines Ilegelzustandes sind hierdurch verständlich gemacht. Denn Wahrscheinlichkeit
ist eine „fluxierte" Kausalität. In einer transkausalen Physik
aber versagen Deduktions- wie Induktionsmethoden in gleicher Weise. Das
Phänomen als solches tritt in sein Hecht.

Diese Ergebnisse sind wesenhaft vom Standpunkt «der Parapsychologie.
Diese, in ihrer Methodik ganz aus der kausalen Physik herausgewachsen, hat
auch deren Arbeitsmethoden streng befolgt, da diese ihr aber inadäquat sind,
bisher kein System zu entwickeln vermocht. Zwischen der Methodik der Quan-
lenphysik aber und der Parapsychologie besteht kein prinzipieller Gegensatz
mehr und so erscheint nun auch diese Wissenschaft in) Kähmen der „exakten"
denkbar und ihnen in nahe Distanz fgerückt. Die Kausalität hat somit aufgehört
, eine conditio sine qua non für die Parapsychologie zu bilden, da sie es
ja für die Physik selber aufgehört hat zu sein.

Die Phänomene der Parapsychologie nun zeigen fast durchaus einen transkausalen
Geschehnisablauf, und das war ja auch der Grund, weshalb sie vom
exakten Standpunkt so iange indiskutabel erschien. Vielleicht aber beginnt gerade
jetzt eine tiefere Vorstellung der Wirklichkeit, die nichts mit dem Objekt
gemein hat. Wir kennen den Mechanismus parapsychischer Phänomene nicht;
aber der Einwand, daß sie unter gleichen Versuchsbedingungen oft auch nicht
eintreten, hat mit Rücksicht auf die neue Physik keine Bedeutung mehr.
I eberall, wo wir Vorgänge nicht begreifen, werden Theorien aufgestellt. Wir
haben den Aspekt unseres Daseins gleichsam rückläufig verschoben. Wir sahen
Ereignisse sich mit andern verbinden; daraus haben wir ein Prinzip gemacht;
es wäre sinnlos, an einer Kausalität überhaupt zu zweifeln; bloß ihi Geltungsbereich
ist nicht umfassend. Es versagt stets vor allen Tatsachen des lebendigen
Geistes; das geistige Leben und alle seine Phänomene sind durchaus
autonom.

So begreifen wir wohl, daß e>> 'besonder* sensible Menschen gibt, denen
die Kenntnis von Tatsachen auf einem funs unverständlichen Wege gelingt.
Die neue Physik hat auch von der Parapsychologie die Kette der Kausalität
genommen. Es gibt eine \ii de> Erkennen«, die für tinsern Bewußtseinsablauf
transkausal erseheint. Wir fühlen nichts von den elektrischen Veränderungen
der Luft, die sich so grandios im Gewitter entladen: wir ahnen nichts


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