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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 1. (Januar 1931.)
Protokolls, da es mir auch heute, wie eben Dr. Bruck gezeigt hat, trotz* der
oder gerade nach den epochalen Londoner Sitzungsberichten von Harry Prior
noch geeignet scheint, an die lange Dauer der schon so manche Jahre bestehenden
Medialität Rudis (im Gegensatz zu seinem Bruder Willy) und an die
Fülle der Manifestationen zu erinnern. Schrenck-Notzing hat eigentlich selbst
wenig über Rudi veröffentlicht, wahrscheinlich wollte er das später anläßlich
der schon von ihm beabsichtigten Rudi-Monographie nachholen.
Mein Bericht, der auch den von Dr. Bruck gegebenen noch in mancher
Hinsicht ergänzt, mag darmn — wenn einzelnes auch vielleicht seit seiner
Abfassung schon von anderen Seiten mitgeteilt wurde — nachstehend veröffentlicht
werden, zumal er erkennen läßt, daß auch ein Teilnehmer, der nicht
gerade homo novus war, sondern schon in Sitzungen mit Frau Iludloff, mit
Frau Silbert, mit Guzik oder Willy Schneider neuartige Erkenntnisse zu sammeln
das Glück hatte, doch von der Fülle der Erlebnisse im Laboratorium
Schrenck-Notzings aufs nachhaltigste beeindruckt werden konnte.
Berich! über meine Teilnahme an einer Experimentalsitzung mU dem Medium
Rudi Schneider, im Laboratorium des Freiherrn Dr. von Schrenck-Notzing
in München am 6. September 192/I.
Gelegentlich einer im Herbst unternommenen Reise nach dem Süden weilte
ich Anfang September einige Tage in München, und folgte dort einer freundlichen
Einladung Schrenck-Notzings in sein mir schon von früher her bekanntes
Laboratorium zu einer Sitzung mit dem so berühmt gewordenen Medium
Rudi Schneider.
Außer meinem Berliner Mitarbeiter, San.-Rat Dr. Bruck, der eigens von
Wildbad herübergekommen war, traf ich dort Schrencks alten treuen Kämpen
General Peter, und den begeisterungsfähigen Professor Gruber, beide von früher
mir schon wohl bekannt, im Bibliothekzimmer versammelt an, ferner Herrn
Prof. Tiemerding aus Braunschweig, Herrn Prof. Frey tag aus München und!
Herrn Schriftsteller Hildebrandt. Ich selbst war mit meiner Frau erschienen.
Nach erfolgter Vorstellung begrüßen wir besonders die Hauptperson, das
Medium und seinen Vater, Rudi erscheint als ein frischer und gewandter, dabei
bescheidener Bursche, der schon zuvor unter der Kontrolle der Herren Tiemerding
und Freytag aus seinen Kleidungsstücken geschlüpft war und einen Schlafanzug
von grauem Leinen angelegt hatte. Ich werde gebeten, mit den Genannten
im Nebenzimmer noch eine Untersuchung vorzunehmen, ob sich vielleicht
nun noch die Möglichkeit ergäbe, irgendwelche Gegenstände ins Laboratorium
einzuschmuggeln. Ich mußte dies verneinen.
Der Anzug trägt die aus Leuchtmasse gefertigten Erkennungsstreifen um
die Handgelenke und an den vorderen Rändern, sowie einige Leuchtmarken
von den Köpfen eingesteckter Nadeln.
Wir betreten den Versuchsraum und nehmen im Halbkreis vor dem eine
Zimmerecke einnehmenden schwarzen Vorhang eines Kabinetts Platz, so daß
ich rechts den äußersten Pol bilde und mit Prof. Gruber zu meiner Linken
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