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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 1. (Januar 1931.)
durch die Luft, fährt dann auf San.-Rat Bruck zu und bleibt in seiner inneren
linken Rockklappe stecken, als hätte die „Intelligenz" gerade ihn, weil aus
Berlin herbeigekommen, auszeichnen wollen. Dr. Bruck wird \on Schrenck
belehrt, daß er den Stab ergreifen und wie er selbst zuvor halten soll. Er wird
ihm darauf entrissen, tanzt wieder durch die Luft, ein richtiger Spuk, und
fliegt dann über unsere Köpfe fort in den Hintergrund des Raumes.
Doch dies war nur ein \ielversprechender Anfang. Es folgt das bekannte
Spieldosenexperinienl. Schrenck-Notzing stellt eine Spieldose mit leuchtenden
Konturen auf einen kleinen Schemel in seiner Nähe, also weitab vom Medium,
jedenfalls außer seiner Reichweile und erklärt uns den gewöhnlich zu beob-
achlenden Hergang. Schrenck betätigt den Hebel, wir hören Musik, er schaltet
den Hebel aus. die Töne verstummen. Wir werden gebeten, wenn das Phänomen
eintritt, der Reihe nach unser Kommando zu geben, und so selbst durch
unseren Willen die Kraft zu lenken. Wir lauschen gespannt, in der Tat, bald
kommen die Töne wieder, die Spieldose ist also in Tätigkeit, irgend etwas hat
unsichtbar den Hebel bewegt
Wer war es? Ich halte das Medium, es bewegt sich nicht, liegt fast mit
seinem Kopf auf meinen Knien, Schrencks Hände sind drüben deutlich in
Ruhestellung zu sehen, und wir üben noch eine gegenseitige Personenkontrolle
durch Anfassen der Hände von Nachbar zu Nachbar.
Irgend jemand beginnt mit dem Kommando, die „Intelligenz" gehorcht
und betätigt den Hebel, so daß auf „Los" und „Halt" die Spieldose abwechselnd
ertönt oder verstummt. So erproben wir alle der Reihe nach, wie auf unseren
Wunsch und Willen irgendein rätselhaftes Etwas unsichtbar geleitete Töne an
unser Ohr klingen läßt
„Olga4 gibt dann das Signal zu einer Pause, wir kehren wie aus geheimnisvollen
Untergründen des Daseins ins helle Licht der realen Wirklichkeit
zurück und erfrischen uns im Bibliothekzimmer an Tee und Limonade^
um nach einer Unterhaltung von genau iG Minuten, wie „Olga* durch
Taktschiäge mit dem Fuß zuvor angegeben hatte, ins Laboratorium zurückzukehren
.
Die Kontrolle wird nunmehr nur insofern geändert, als ich mit Herrn
Professor Gruber den Platz tausche, indem ich diesem also den äußersten
Eckplatz zur Rechten überlasse. Außer der von uns beiden wie vorher gemeinschaftlich
ausgeübten Handkontrolle schließe ich also jetzt selbst das Medium
mit den Beinen ein und berühre mit meinen Füßen die seinigen. Der Trancezustand
tritt jetzt schnell und abermals unter ruckarligcm Zucken ein.
Dr. von Schrenck legt einen Leuchtring auf einen kleinen Rohrtisch am Vorhang
, er wird sogleich ergriffen und etwa in der Höhe von einem Meter vom
Boden schwebend gehalten, verschwindet dann hinter dem Vorhang, kommt
bald wieder zum Vorschein, schwebt durch die Luft und wird über die Köpfe
der Sitzenden fortgeschleudert.
Plötzlich bläht sich wieder der Vorhang in meiner Nähe und wird wie von
einem Windstoß getrieben als Segel über unsere Köpfe tlatternd bewegt, so
daß ich mehrfach, um meinen Kneifer nicht zu verlieren, den Kopf auswei-
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