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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0066
48 Zeitschrift für'Parapsychologie. Heft 1. (Januar 1931.)

Das wäre ein ganz auffallender Vorgang. Denn sonst, wenn Bindehautgefäße
bersten, verteilt sich das Blut unter der Bindehaut: dann ist das Auge
wirklich „blutunterlaufen". Eine solche echte Blutunterlaufung braucht zum
Verschwinden, je nach Ausdehnung, eine Woche oder länger, das Verschwinden
einer echten Blutunterlaufung binnen zwei Stunden wäre noch wunderbarer als
der Durchtritt von Blut durch eine unverletzte Bindehaut, ohne echte Blutunterlaufung
.

Herrn Schuberts Angabe: „Die Augenbindehaut war vollständig dunkelrot
und mit Blut unterlaufen", genügt nicht. Der Ausdruck „blutunterlaufen" wird
im gewöhnlichen Sprachgebrauch auch für eine starke Füllung der Blutgefäße gebraucht
, wobei der Augapfel auch sehr rot aussieht, die Gefäße aber und die
Haut unversehrt sind. Zur Unterscheidung beider Zustände gehört Kenntnis uid
Erfahrung, Für den Erfahrenen genügt aber dann auch nur ein Blick.

Die dritte Möglichkeit (für die Frage: Von wo kommt das Blut?) wäre
Täuschung auf hysterischer Grundlage, und diese Möglichkeit muß erwogen
werden. Darum wäre es so wichtig gewesen, das Oberlid umzudrehen. Wenn
man dagegen einwenden wollte, unter dem Oberlid könnte nichts verborgen sein,
was nicht jedermann bemerken müßte — so wäre das laienhaft, wie jeder Augenarzt
weiß. Unter dem Oberlid kann alles Mögliche verborgen sein. Jch entsinne
mich zweier Fälle, die ich früher einmal in Halle in der Universitäts-Augenklinik
selbst festgestellt habe. In einem Fall war es ein 11 jähriges Mädchen, das
eine ganze ausgedroschene Roggenähre unter dem Oberlide hatte, die nur entdeckt
und herausgezogen werden konnte, nachdem man das Oberlid gründlich
umgedreht und die Uebergangsfalten herausgedrückt hatte. Das Auge war fast
reizlos. Im andern Falle hatte ein Saale-Schiffer ein sogenanntes „Fischauge"
unter dem Oberlid, einen etwa halbbohnengroßen Kalkstein (der, soviel ich weiß,
dem Magen von Fischen entstammt), den er sich, nach dem damaligen Glauben
der Saale-Schiffer, eingeführt hatte, um ein Hornhautgeschwür zu heilen. Sein
Auge war auch „vollständig dunkelrot" aber nicht „blutunterlaufen".

I**h sage das nicht, um die Möglichkeit der Täuschung zu betonen, sondern
um sie auszuschließen und um bestätigt zu finden, was ich für möglich halte:
Echte Bluttränen aus der Tränendrüse. Wir hätten dann einen sehr bemerkenswerten
, ungewöhnlichen aber nicht rätselhaften Vorgang festgestellt. Die Schwierigkeit
der Feststellung verkenne ich nicht. Sie haftet allen parapsychologischen
Untersuchungen an. Diese haben immer etwas Intimes, und es ist nicht immer
leicht, jemanden zu finden, der mit wissenschaftlicher Technik ein feines Einfühlungsvermögen
in gegebene seelische Bedingungen verbindet. Darauf beruht
es, daß in der Kette parapsychologischer Schlußfolgerungen so oft wichtige
Glieder fehlen. In einer Stadt wie Halle sollten aber diese Schwierigkeiten nicht
unüberwindlich sein. Jeder der es ernst nimmt, wird Herrn Schubert dankbar
sein, wenn es ihm gelingen sollte, den Tatbestand restlos aufzuklären.

Rudi Schneider in Paris.

Mitte Oktober 1930 begab sich Rudi Schneider ganz allein nach Paris, um
dort seine Phänomene im Institut Metapsychique untersuchen zu lassen. Er
lehnt* die Begleitung irgendeiner verwandten oder befreundeten Persönlichkeit
ab, um endlich die Helfershelfertheorie zum Schweigen zu bringen. Die Herren
vom Institut Metapsychique waren Rudi mit Ausnahme des Leiters, Dr. Osty, der
an zwei Sitzungen in London teilnahm, gänzlich unbekannt, keiner der Sitzungsteilnehmer
, mit Ausnahme der Sekretärin, konnte Deutsch. Rudi Schneider befand
sich also in ihm völlig fremden Versuchsräumen unter ihm fast durchweg
unbekannten Forschern. Trotzdem wurden einige recht interessante Phänomene
beobachtet. So sah Dr. Osty u. a., wie sich eine nebelartige Masse i m Kabinett
bildete (Teleplasma?) und einen Tisch im Versuchsraum bewegte, während Rudi
einwandfrei kontrolliert neben dem Kabinett saß. Obwohl ein großer Teil der
Sitzungen negativ war (wohl infolge des ungewohnten Milieus), haben sich doch
Dr. Osty und die anderen Herren vom Institut absolut überzeugt von der Echtheit
der Phänomene. Dunkelaufnahmen mit dem neuen Apparat konnten noch nicht gemacht
werden, dagegen wurden einige andere, überzeugende Versuche angestellt,
über die jedoch noch keine Einzelheiten vorliegen. Dr. Osty beabsichtigt seinerzeit
selbst ausführlich darüber zu berichten und glaubt damit die Echtheit der


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