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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 1. (Januar 1931.)
sein, wie W. anzunehmen geneigt ist (S. 154 ff.). Hier fehlen Engel- und Lichterscheinung
. Der Verf. der Apostelgeschichte hat bei seiner Unionstendenz auch
kein Interesse daran, von Paulus größere Wunder als von Petrus zu berichten.
Gewiß mag auch diese Erzählung stilisiert sein. Zu dem Zuge der Darstellung
von der starken Erschütterung des Gefängnisses vgl. aber Mattiesens instruktiven
Aufsatz: „Ein wenig beachtetes physikalisches Phänomen", Oktoberheft
1926 der Monatsschrift des Revalobundes.
Wie weit die moderne Magie auch das Oeffnen verschlossener Türen
kennt, entzieht sich meiner Kenntnis. Als Spuk phänomen ist es jedenfalls
unbestreitbar, übrigens schon in der Antike gelegentlich auf das Wirken einres
Geistes zurückgeführt, so im ersten Berliner Zauberpapyrus (bei Weinreich
S. 181). Aber auch bei rein animistischer Deutung bleibt es als supranormales
Phänomen bestehen, das schon die Antike kannte und dann allerdings zu den
mannigfachen Betätigungen der Phantasie Anlaß gab, über die uns W. in so
sachkundiger wie fesselnder Weise Bericht erstattet hat.
Richard Hoffmann.
Some modern mediums. Von Theodore Beste r m an. Methuen & Co,
London 1930. 190 Seiten. Preis 7,5 Schilling.
Herr Besterman, der Bibliothekar der SPR. und Herausgeber ihres Journals
gibt in seinem Buch sehr lesenswerte Berichte über fünf der bekanntesten noch
lebenden Medien: Frau Piper, Frau Silbert, Eva C, Frau Kahl-Toukholka und
Margery. Von diesen Medien, unter denen sich merkwürdigerweise kein männliches
befindet, kennt Besterman persönlich nur Frau Silbert und Frau Kahl; die
Abschnitte über seine Erfahrungen mit diesen zwei Versuchspersonen sind im
wesentlichen ein Abdruck seines Berichts in den Proceedings der SPR. (Band 38),
den ich ausführlich im Dezemberheft 1929 der Z. f. P. (S. 737 739) besprochen
habe. Während die meisten Leser seines Berichts über Frau Silbert den Eindruck
gewinnen werden, daß er wirklich keine echten Phänomene bei ihr beobachten
konnte, werden manche ihm weniger willig folgen, wenn er seinem Glauben an
die mutmaßliche Echtheit der ihm von Frau Kahl gebotenen Phänomene Ausdruck
gibt; so hat sich der bekannte Gelehrte W. Whately Smith, der einst für
Crawford eingetreten ist (Proceedings, Bd. 30), in einer sonst sehr günstigen Besprechung
von Bestermans Buch im Journal der SPR. (Oktober 1930), für die Wahrscheinlichkeit
der Betrugshypothese bei Frau Kahl ausgesprochen. Er meint,
Besterman habe vermutlich wichtige Nebenumstände bei den Experimenten mit
Frau Kahl übersehen, wodurch sich die Schwierigkeit erkläre, die einzelne seiner
Schilderungen, so wie sie lauten, einer betrügerischen Deutung bieten. Wie dem
auch sei, sicher werden wir hierüber nur zur Klarheit kommen, wenn Frau Kahl
noch von einer Reihe sehr kritischer Pairapsychologen untersucht worden ist.
Es ist trostlos, wie schwer es in der Parapsychologie meist ist, zu einer Einigung
zu kommen.
Bei Eva C. glaubt Besterman nicht an das Vorkommen echter Phänomene,
wie ja bekanntlich auch Professor Driesch und manche andere prominente Parapsychologen
hier ernste Zweifel haben. Diese Frage ist heute nicht mehr ent-
scheidbar. In seiner Kritik des Falls Margery widmet sich Besterman vor allem
der^ Besprechung ihrer Kreuzkorrespondenzen, bei denen er nachweist, daß
nicht alle Täuschungsmöglichkeiten ausgeschlossen waren (vgl. Z. f. P. 1929,
S. 737). Wenn man Bestermans Strenge den Kreuzkorrespondenzen des Margery
Kreises gegenüber sieht, ist man etwas erstaunt zu lesen, daß er die von der
SPR. veröffentlichten Kreuzkorrespondenzen, an denen neben anderen Medien
auch Frau Piper beteiligt ist, als voll beweiskräftig anerkennt; ja sogar die
spiritistische Hypothese scheint ihm hier in Frage zu kommen, während er sonst
bei Frau Piper mit einer sehr ausgedehnten Telepathie auskommen zu können
glaubt. Frau Piper und Frau Leonard (Z. f. P. 1927. S. 193 -211). die er in seinem
Buch nicht näher bespricht, sind für Besterman die Medien, deren Phänomene
am beweiskräftigsten sind. Gewiß ist es erfreulich, daß wenigstens hier eine
überwältigende Mehrzahl der Parapsychologen die Echtheit der Phänomene
bejaht, aber wie vieles sonst noch umstritten wird, sieht man aus Bestermans
Buch und Whately Smith' Besprechung. Wer die Ansichten der streng kritischen
Parapsychologenschule kennenlernen will, sollte Bestermans Buch gründlich
durcharbeiten, so sehr es bei vielen auf Widerstand stoßen wird. R. Lambeit.
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