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Lambert: Bericht über einige Experimente mit Max Möcke.
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heit zu machen suchte. Diese Personen, die Möcke aus den Anwesenden nach
seinem Belieben herai swählen konnle, waren der Reihe nach Dr. Giese, Herr
Dössel, der Feuilletonredakteur des Stuttgarter Neuen Tageblatts, Dr. med.
Alfred Beck, unser Ilausar/t, Frau Studienrat Haag aus Feuerbach, Dr. med.
Hehl, Frau Garthe und schließlich mein Bruder Architekt Max Lambert.
Die einzigen von diesen Personen, auf deren Anwesenheit Möcke vielleicht
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit rechnen konnte, waren die Herren Giese
und Dössel; doch eben mit diesen waren die Ergebnisse so gut wie wertlos1),
d. h. sie gingen wohl nicht über das hinaus, was jeder von uns bei beliebigem
Raten auch hätte sagen können. Gut waren Möckes Leistungen nur bei Dr. Beck
und bei Frau Haag; bei Frau Garthe war das Ergebnis wiederum werllos,
wogegen ich bei Dr. Hehl und bei meinem Bruder das Gebotene als zum Teil
über das hinausgehend ansehe, was bloßes Raten bieten könnte.
Ich veröffentliche hier nur, und zwar vollständig das, was Möcke zu
Dr. Beck und Frau Haag sagte; keine von den genannten 7 Personen war Möcke
vorgestellt worden; dieser betrat das Zimmer erst als alles versammelt war
und begann alsbald mit einigen einleitenden Bemerkungen. Die Anwesenden
halten Weisung, sich nicht mit den Namen anzureden: trotzdem könnto
natürlich Möcke den einen oder anderen Namen gehört haben; aber auch dann,
bliebe es sellsim, daß Möcke über die Träger der in Stuttgart sehr seltenen
Namen „Giese" und .,Dössel", die ihre Träger eindeutig bestimmen, nichts
Brauchbares zu sagen wußte, wogegen er die in keiner Weise mit okkulten
Interessen liierlen Träger der sehr verbreiteten Namen ,,Beck" und ,,llaag"
alsbald erkannt hätte, und Dinge über sie sagen konnte, die mir, der ich die^c
Personen seit Jahren kenne, ganz unbekannt waren. Möcke nimmt den Ehering
Dr. Becks und sagt2): ,,Tst Ihre Gattin vor 3 .Fahren schwer krank gewesen
?" (Ja, vor *?!/, Jahren.) ,.lch sehe, daß die Gesundheit Ihrer Gattin
seit ihrer Verheiratung zu wünschen übrigläßt." {Dies will ich vorerst nicht
bean(Forlen. Bei einer späteren Unterredung bestätigt mir Dr. Beck, daß dies
nachträglich als wahrscheinlich angesehen werden müsse, obwohl es zu Lebzeiten
der Frau nicht zu beobachten gewesen sei.) ,,Ist Ihre Gatlin tot?'* (Ja.)
,,lhre Gattin muß kurz nach der Hochzeit gestorben sein. Ein oder zwei
Jahre nachher." (Ein Jahr stimmt.) ..Sie sind ein Jahr verlobt gewesen." (Ja.)
„Ihre Gattin hat bereits als junges Mädchen eine starke Blutvergiftung erlitten
." (?) „Es muß im Viter von etwa 1.) Jahren gewesen sein, sie halle
später noch eine Narbe am rechten Fuß. Sie wurde am Fuß geschnitten."
(In diesem Aller ist meine Frau auf der Treppe gestürzt und lag deshalb im
Bett, doch handelte es sich wohl um keine Wunde.) „Haben Sie nicht in einer
Ihrer Taschen eine kleine Reliquie in Form einer Locke Ihrer Gattin?" (Jetzt
*) Der Mißerfolg mit Herrn Giese ließe sich durch seinen Mangel an starken
Anschauungsbildern erklären, wogegen Herr Dtissel, wie er sagt, „starke Bild-
erinnerungen" hat so daß bei ihm der Mißerfolg nicht zu erwarten war.
2) Protokolle wurden gleichzeitig von mir und einer Stenographin des Stuttgarter
Neuen Tageblatts aufgenommen: diese fast durchweg tibereinstimmenden
Protokolle, die ich später mit den Beteiligten durchsprach, liegen meiner Darstellung
zugrunde.
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