http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0092
70
Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1931.)
werden soll. Interessant ist auch die Feststellung, daß einer der vier hebenden
Herren, der es nicht über sich gewann, in der etwas verbrauchten Luft des
Speisesaales sehr lief Luft zu schöpfen, als einziger die verblüffende Leichtigkeit
beim Heben nicht in dem Maße empfand wie die übrigen.
Wie ist nun der Versuch zu erklaren? Von autosuggestiven Täuschungen
glaube ich absehen zu dürfen, nachdem ich wie ein Ball über die Stuhllehne
flog, obwohl ich mich sozusagen möglichst schwer zu machen versuchte. Käme
nur eine durch erhöhte Sauersloffzufuhr bedingte rein physiologische Leistungssteigerung
bei den Hebenden in Betracht, so wäre nicht einzusehen, warum
das Mitatmen der zu hebenden Person A. wesentlich zu sein scheint, bzw.
warum sich diese auffallende Levitierung nicht auch auf tote Gegenstände
erstreckt. Wer bei der Erklärung durchaus mit seiner physiologischen Schulweisheit
glaubt ankommen zu können, möge sich jedenfalls nicht den geistreichen
Arzt zum Vorbild nehmen, welcher die ganze Sache für höchst einfach
erklärte, da eben durch das intensive Vollpumpen mit Luft ein 4uftrieb (in
der Luft!) erzeugt werde.
Welche Erklärungen eventuell der Okkultist bereit haben könnte, weiß ich
wohl; ich möchte aber diese Fragen nicht anschneiden, bevor nicht auch vom
anderer Seite der Versuch wiederholt und in dem geschilderten Ablauf vollauf
bestätigt worden ist. Natürlich könnte der Versuch nach verschiedenen Seiten
hin \ariicrt werden, falls sich irgendwelche Beziehungen zum Mediumismus
aufdecken ließen. Ergibt sich z. B. etwas Besonderes, wenn der Versuch über
einer Wünschelruten-lleaktionsstelle ausgeführt wird, und die zu hebende Person
A. die Qualitäten eines empfindlichen Rutengängers besitzt? Ich stelle
diese Frage lediglich mit Rücksicht darauf, daß von verschiedenen Seiten Beziehungen
des Rutenproblems zu der Gravitation angenommen worden sind,
ohne mich selbst auf einen solchen Zusammenhang festzulegen.
Berichte über Spontanphänomene.
Das Klopfgeheimnis von Oppau.
Oppau, ein stilles Dörfchen im Landkreise Landeshut, im Osten der Vorberge
des Riesengebirges, ist merkwürdiger Vorgänge wegen /.um Gesprächsstoff
für die ganze Gegend geworden. Beim Landwirt Raschke, der mit seiner
Frau und mit seinen fünf Kindern sein Haus allein bewohnt, „klopft*' es, und
zwar machen sich die Geräusche, die scharrenden oder kratzenden Charakter
haben und sich ein andermal auch anhören, als ob Holz gebrochen wird, die
auch wohl ansteigen bis zu einem Lärm, als ob ein starker Mann mit voller
Kraft mit den Knöcheln auf den Tisch schlägt, immer zu Füßen der ältesten
Tochter Raschkes, eines Mädchens von neun Jahren mit Namen Gretel, bemerkbar
. Das erstemal trat das Geräusch l>ei Raschkes, die zwar gläubige
Katholiken, aber durchaus nicht religiös-phantastisch veranlagt sind, am
i5. Oktober auf. Dann gab es eine längere Pause, und seit dem 9. November
1
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0092