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Wagner: Parapsychische Vorkommnisse bei Caesarius von Heisterbach. 73
das Madchen dort nacb schweren Kämpfen gerettet und die treueste Gehilfin
des Begründers des Ikides Boll wurde. Im Oherspierschcn Fall wurde die
Sache dilatorisch hrhandell und da«? Klopfen hörte auf, wie es gekommen war.
(Leipz. N. N., Sonntag, 28. Dez. 1930.)
Olto Fleischhauer. Pfarrer i. R.
Parapsychische Vorkommnisse bei Caesarius von Heisterbach.
Von If. Wagner, Linz, Ober-Oesterreich.
In den Werken alter Autoren parapsychischen Vorkommnissen nachzugehen,
hat manches Interessante; erkennt man doch in diesen Schilderungen Zü«*e
wieder, die sich auch in ähnlichen Berichten aus neuerer Zeit wiederfinden,
so daß man daraus auf eine gewisse Realität des Geschilderten, unabhängig von
d<»n in verschiedenen Zeitaltern lebenden Verfassern, wird schließen dürfen.
Ein solcher Autor ist Caesarius M)n Heisterbach, so genannt nach dein
Kloster, in welchem er lebte und wirkte. Wenn nicht in Köln geboren, so ist
er doch sehr jung dorthin gekommen, um zu studieren. Sein Geburtsjahr
dürfte jj8o sein; Ende 1198 trat er in die durch Frömmigkeit und Sittenreinheit
ausgezeichnete Abtei Helsterbach im Siebengebirge ein; in diesem
Zisterzienserkloster, wo er bis zu seinem Tode verblieb, wurde er INovizen-
meister und Prior, lebte das beschauliche Leben eines fleißigen Schriftstellers,
und starb an einem ^5. September im vierten Dezennium des i3. Jahrhunderts
. Er verfaßte eine Menge von biographischen und geistlichen Schriften, die
eine rcligions- und kulturgeschichtliche Fundgrube <*ind.
Sein Hauptwerk der „Dialogus miraculorunv'. ist das Gespräch eines
Novizen und eines Mönchs übe'* wunderbare Dinge; letzterer erzählt die beireffenden
Fälle, ersterer treibt durch Fragen und Einwürfe das Gespräch
weiter. Alexander Kaufmann, der ein bemerkenswertes Ihich über
Caesarius verfaßt hat, und dessen Ueber^etzung wir im nachstehendem folgen,
sagt über den Wunderdialog: ,,Manche seiner vielen Geister- und Gespenstergeschichten
mögen erfunden sein, manche in abergläubischer Furcht und
Sinnentäuschung ihren Erklärungsgrund finden — man wird sich jedoch
schwor überzeugen, daß alles, was er erzählt und zum Teil durch Aussagen
\on würdigen Augenzeugen erhärtet, auf jene Erklärungsgründe zurückzuführen
sei."
Und nun ein paar der uns am bemerkenswertesten erscheinenden Fälle!
{Die Zahlen geben Buch- und Kapitelnumnier de*> Dialogus an.
1. Hellsehen.
(VIII. 86.) Als Euphemia, die späten; \ebtissin des Kloster» zu den
heiligen 11 000 Jungfrauen in Köln, noch Schülerin daselbst war, erschienen
ihr im Traum zwei heilige Jungfrauen und beklagten sich, dwß sie unter
dem in der i\ähe des Kellers befindlichen äußersten Ende des Schlafsaales
in ganz unzieinlacher Weise beerdigt seien Euphemia schwieg vorerst über
diesen Traum, der sich jedoch, ab siie erwachsen war, wiederholte. Es waren
wunderschöne Jungfrauen, a!>cr nur bis zum Gürtel sichtbar, als ob sie damit.
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