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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1931.)
angesehen werden. Ich überlasse es daher Ihnen, selber aus der reichen Fülle
der okkulten Phänomengruppen diejenigen auszuwählen, an denen wir die
Richtigkeit der spiritistischen Hypothese nachprüfen wollen.
Bergmann: Ich verkenne nicht, daß Ihr Vorschlag ebenso zweckmäßig
wie loyal ist. Und so möchte ich denn Ihrem Erklärungsvermögen die härtesten
drei Problemnüsse vorlegen, und ich verspreche Ihnen, dem Spiritismus abzuschwören
und mich zu Ihrer Ansicht zu bekennen, wenn es Ihnen gelingt, diese
Nüsse ohne die Zange der spiritistischen Hypothese aufzuknacken.
Schmidt: Und welche wären das?
Bergmann: leb meine das automatische Schreiben, ferner die sogenannte
Kreuzkorrespondenz und endlich drittens die Materialisationen.
Schmidt: Ich muß gestehen, Sie machen mir meine Aufgabe nicht
gerade leicht. Und Sie haben schon recht, wenn Sie diese drei Phänomengruppen
zu den schwierigsten Problemen rechnen, die unsere Wissenschaft
kennt. Sie sind zwar in ihrer Realität von hervorragenden Forschern anerkannt
und werden durch eine unabsehbare Schar von urteilsfähigen und vertrauenswürdigen
Zeugen bestätigt. Aber auf der anderen Seite gibt es, wie
Ihnen bekannt, eine nicht geringe Zahl von Gelehrten, welche diesen Phänomenen
noch skeptisch gegenüberstehen und sie großenteils auf Betrug, Selbsttäuschung
oder auf Fehlerquellen der Beobachtung zurückführen. Freilich
Jiegt diese skeptische Einstellung meist an dem Mangel direkter Beobachtung
solcher Phänomene. Von der Literatur her allein kann man eben zu diesen
Dingen nicht Stellung nehmen —: man muß sie selbst sehen und beobachten.
Von einem Teil der hier in Rede stehenden Phänomene habe ich mich selbst
in einer jeden Zweifel ausschließenden Weise überzeugen können — mich
überzeugen können, daß sie echt und wirklich sind. Ich trenne mich von
Ihnen nur in dem einen Punkte, daß ich zur Erklärung dieser Rätsel Geister
oder Spirits nicht nötig zu haben glaube. Beginnen wir also mit dem automalischen
Schreiben. Auf diesem Gebiete habe ich übrigens selbst einmal einen
hochinteressanten Vorgang erlebt, auf den ich vielleicht später noch zurückkommen
werde.
Bergmann: Ich gebe ja ohne weiteres zu, daß auf keinem Gebiet des
Okkultismus dem Schwindel Tür und Tor so weit geöffnet sind, wie gerade
in der Frage des automatischen oder medialen Schreibens. Um das einzusehen
, braucht man ja nur an die näheren Umstände zu denken, unter denen
dieses Schreiben gewöhnlich vor sich geht. Die mediale Versuchsperson sitzt
im Kreise der Zirkelteilnebmer an einem Tisch, mag sie sich nun imf Trance
oder bei vollem Bewußtsein befinden, vor ihr liegt ein Blatt Papier, und zwischen
ihren Fingern hält sie einen Bleistift, oder dieser ist an ein» hölzernes
Instrumentchen, die Planchette, befestigt. Mit einemmal setzt sich diese
Planchette oder die Hand des Mediums in Bewegung und das Blatt Papier
bedeckt sich rasch mit Schriftzeichen. Wer will da entscheiden, ob die
schreibende Hand nur das Werkzeug eines sie beherrschenden unsichtbaren
Geistes ist oder ob das Medium aus eigenem Antriebe schreibt, was ihm gerade
in den Sinn kommt? Diese Entscheidung wird um so schwieriger. w**nn, wie
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