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Zeitschrift für Parapsjchologie. 2. Heft. (Februar 1931.)

eingeführte Begriff hat gewiß seinen hohen heuristischen Wert und hat sich
zur Auffindung von neuen Wahrheiten als sehr tauglich erwiesen. Aber die
\nimisten, deren Standpunkt Sie ja vertreten, Herr Kollege Schmidt, machen
von dem Unterbewußtsein einen viel zu weitgehenden Gebrauch. Von den
zahlreichen Fällen, wo uns diese Hypothese gegenüber den Leistungen des
Schreibmediums ganz im Stiche läßt, möchte ich nur einen herausgreifen, der
aufs sicherste beglaubigt ist. Das bekannte Medium Frau d'Esperance schrieb
eines Tages in Gotenburg in Schweden bei Erledigung einer geschäftlichen
Korrespondenz unbewußt, aber ohne 'in Trance zu sein, den Namen ,,Sven
Strömberg'* vor sich hin. Niemand im Hause kannte den tarnen. Um näheres
zu erfahren, wurde sie in einer Zirkelsitzung in Trance versetzt. In diesem
Zustand machte sie die Aussage, in Amerika, und zwar in Neu-Stockholm, sei
\or einigen Tagen ein Schwede gestorben, und dieser habe den Wunsch, daß
^eine im Kirchspiel Ström wohnenden Verwandten von seinem Tode benachrichtigt
würden. Diese Angaben erwiesen sich durch angestellte Nachforschungen
als vollkommen zutreffend. Wie soll man nun begreifen, daß ein Mensch
jenseits des Ozeans stirbt und ein ihm völlig unbekanntes Medium in Schweden
ohne jede bewußte Benachrichtigung nach drei Tagen davon Kenntnis erhält?
Eine Gedankenübertragung käme hier nur in Frage, wenn man mit dem Philosophen
Eduard v. Hartmann sich zu der abenteuerlichen Behauptung versteigen
wollte, das Medium erlange durch sein Unterbewußtsein eine Art von Telephonanschluß
an das Vbsolute, d. h. also an Gott, und vermöge daher seine
Kenntnis von verborgenen Dingen aus der göttlichen Allwissenheit zu schöpfen.

Schmid l: Eine solche Annahme — darin muß ich Ihnen beipflichten —
erklärt zu viel und daher erklärt sie gar nichts. Aber jedenfalls werden Sie.
mir zugeben, daß die menschliche Seele, mögen wir sie nun als eine vom Körper
verschiedene Wesenheit ansehen, oder mögen wir in ihr nichts weiter ah
eine Energieform der im Menschenkörper organisierten Materie erblicken
jedenfalls also werden Sie doch zugestehen, daß unsere Seele Eigenschaften
und Kräfte besitzt, deren Umfang und Grenzen wir noch gar nicht kennen. Die
Forschung auf diesem Gebiete steckt ja noch ganz in den Kinderschuhen. Die
Seelenforschung wird aber in ihrer Fortentwicklung bedroht und gehemmt*
wenn wir uns in solchen Fällen von automatischein Schreiben, wie in dem von
Ihnen erzählten, immer gleich auf die Seelen von Abgeschiedenen beziehen,
anstatt den Erklärungsgrund zunächst einmal in irgendwelchen, vielleiöht
noch unenthüllten Kräften der lebendigen Menschenseele zu suchen. In dieser
Auffassung findet sich wenigstens nichts, was grundsätzlich den bekannten
Naturgesetzen widerspräche. Denken Sie nur an die neue Atomlehre, die uns
einen ganz kleinen Kosmos vor das innere Auge baut; denken Sie weiter an
das Radio, denken Sie an die Radiumemanation — alles Dinge, die uns vor
wenig Jahren noch einfach unmöglich erschienen.

Bergmann: Gewiß, gewiß: keine Einführung von neuen Erklärungs-
prinzipien, solange wir mit den bisher angewendeten auskommen. Aber da
steckt ja eben der Haken, daß die wissenschaftliche Forschung nach ihrem
gegenwärtigen Stande ganz unvermögend ist, solche Rätsel vue den Fall Ström-


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