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Bergmann—Schmidt: Für oder gegen den Spiritismus?

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wenn ich aus der umfangreichen Literatur über Kreuzkorrespondenz einen
Fall herausgreife, der schon dadurch besonders beweiskräftig ist, weil er von
einem der angesehensten Gelehrten Englands, dem berühmten Ph\siker Oliver
Lodge selbst beobachtet und erlebt wurde. Der jüngste Sohn \on Prof. Lodge.
namens Raymond Lodge, fiel nämlich im Weltkrieg am September
1915 in Flandern. In nur zu erklärlichem Schmerz machten der Vater Lodge
und seine Familie den Versuch, mit dem abgeschiedenen Gei«t des so jäh Entrissenen
, auf okkultem Wege in Verbindung zu kommen. Zu diesem Zwecke
wandten sie sich an das weithin bekannte und leistungskräftige Medium Mr>.
Leonhard, mit welcher sie eine Reihe von Sitzungen unternahmen. Eine >on
ihnen wurde am 20. Mai J916 in Birmingham veranstaltet, und es beteiligten
*ich an ihr außer Lodge drei von seinen Kindern. Bei dieser Gelegenheit hat
der im Felde gefallene Raymond sich und seine Anwesenheit durch den Mund
des Mediums kundgegeben. Nun hielten aber zur gleichen Zeit in London
zwei andere Kinder von Prof. Lodge mit einem anderen Medium ebenfalls eine
Sitzung, und plötzlich schrieb dieses Londoner Medium auf ein vor ihm
liegendes Papier das Wort ..Honolulu", dessen Sinn und Zweck sich die ZirkM-
teilnehmer gar nicht zu erklären vermochten, weil sie zu diesem Ort nicht
die geringste Beziehung hatten, und weil das Wort auch mit dem, was das
Medium damals sonst sagte oder schrieb, außer allem Zusammenhang stand.
Der wurde ihnen aber mit einenimal klar, als sich später herausstellte, daß ihr
Vater, der Prof. Lodge, in seiner gleichzeitigen Birininghamer Sitzung, da*
Medium gebeten hatte, den Geist Raymond zu veranlassen, daß er in London
durch die Hand des dortigen Mediums da* Wort ,,Honolulu'* niederschreibe.
Mittels der spiritistischen Hypothese macht die Erklärung der Kreuzkorre-
^pondenz keine besondere Schwierigkeit. Der Spirit benutzt dann eben örtlich
getrennte Medien als Kanäle, durch welche er gesonderte Bruchslücke seinei
Kundgebung hinaussendel. Wie aber wäre es Ihnen möglich, ohne diese Hypothese
sich eine klare Vorstellung von dem Weg. auf welchem die Kreuzkorrc-
>pondenz zustande kommt, zu verschaffen?

Schmidt: Das ist gar nicht so schwer oder gar so unmöglich, wie Sie
^ich das denken. Ein Betrug, etwa durch Verabredung der Medien untereinander
, kommt im Falle Lodge gewiß nicht in Frage, da der W unsch des Vaters
Lodge einem plötzlichen Impuls entsprang und den beiden Medien vorher gar
nicht bekannt sein konnte. Wir setzen also die Echtheit des Phänomen«
ohne weiteres voraus, brauchen uns aber zu seiner Erklärung nur daran zu erinnern
, daß durch telepathisch veranlagte Personen, was ja die Medien sind,
Vorstellungen. Gedankemerbindungen oder Willensregungen sich auf jede
beliebige Entfernung hin übertragen lassen. Um bei dem Beispiel Lodge zu
bleiben, so hat eben die hochsensible Versuchsperson in London den in Birmingham
ausgesprochenen Wunsch \on Lodge telepathisch wahrgenommen und
sogleich ausgeführt.

Bergmann: VJso auch hier wieder als Rätsellö^ung ein noch schwereres
Rätsel, nämlich das mediale Unterbewußtsein, welches von überallher aus beliebigen
Menschenhirnen alle nur erdenklichen Vorstellungen für sich auzu-


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