http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0108
86
Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1931.)
'saugen vermag. Man kann gewiß einen solchen Erklärungsgrund nicht widerlegen
, aber Sie werden mir zugetan, daß er nicht gerade einfacher und wahrscheinliche
! ist als die \nnahme, daß die Kreuzkorrespondenz durdh einen Spiril
vermittelt werde.
Schmidt: Job quittiere jedenfalls mit Dank über fhr Zugeständnis
daß unsere animisti**che Erklärung nicht widerlegt ist. Wir haben also trotz
aller anscheinend spiritistischen Tatsachen doch das Recht zu dem Standpunkt,
daß diese Tatsachen niebt durch irgendeine außerkörperliche Kraft, also populär
gesprochen, durch einen Geist, sondern durch die eigenen Seelenkräfte des
Mediums verursacht werden.
Nun aber bleibt uns noch die dritte \on Ihren spiritistischen Rätselnüssen,
die Sie uns /um Yu (knacken getan, die Materialisation. Ich habe dieses umstrittenste
aller okkulten Phänomene in voller Ausbildung nie selbst erlebt,
sondern kenne e- mehr aus den Berichten der Fachliteratur. Ich bitte, schildern
Sie mir doch einmal aib Ihren eigenen Erfahrungen, wie denn eine solche
Materialisation vor sich geht.
Bergmann: Zu ihrer Entziehung gehören in der Regel drei Bedingungen
, nämlich erstens eine Versuchsperson, welche nicht bloß ganz im allgemeinen
mediale Eigenschaften hat, sondern eine besondere Fähigkeit zur
Jfcnorbringumr von Materialisationen besitzt, also sozusagen ein Spezial-
mediuim. Außerdem ist erforderlich, daß das Sitzungszimmer völlig verdunkelt
ist. und drittens, daß das Medium, abgesondert von den Zirkeiteil-
nehiaern, in einem vom Sitzungszimmer durch einen Vorhang abgeteilten
Raum Platz nimmt. Die beiden letzten Bedingungen sind nicht von zwingender
Art: denn es «ibt Medien von so hochentwickelter Kraft, daß sie Materialisationen
bei hellem Licht und mitten im Kreise der Sitzungsteilnehmer ei-
scheinen la^en können. Dieses Erscheinen vollzieht sich so, daß zuerst
meistens in der Nähe des Vorhangs, hinter dem das Medium in tiefem Trance
sitzt, ein leuchtendes Wölkchen wahrgenommen wird, eine schwach leuchtende
Dunstmasse, aus der moIi rasch in anfänglich unklarer aber bald deutlicher
werdender Formung /uersl einzelne Körperteile, besonders Kopf und Gliedmaßen
, bilden, bis endlich eine voll ausgebildete Gestalt, in weiße Gazeschleier
gehüllt, in einer Spalte des Vorhangs erscheint und sogar, wenn die Materialisationski
aft hochgesteigert ist, aus dem Vorhang hervortritt und sich unter
deil Anwesenden bewegt, in wenigei erfolgreichen Sitzungen entstehen nicht
ganze Gestalten, sondern es kommt nur dazu, daß aus dem Mund oder anderen
Körperhöhlen de*. Mediums eine weiße, sich scbleimig anfühlende Masse hervorquillt
, aus der sich einzelne Körperteile, besonders Hände, mehr oder weniger
vollständig geformt, herauslösen. Noch rascher als die Materialisation sich gebildet
bat, pflegt sie zu verschwinden, indem die Gestalt verschwommene Konturen
annimmt, in s»oh zusammensinkt und einen gasartigen Nebel hinterläßt,
der sich zum Medium hinzieht und in seinem Körperinnern zu verschwinden
scheint.
Schmidt: Ich weiß, daß gerade dieses Phänomen zu einem Tummelplatz
von Sehw indelmedicn aller Vrt geworden ist: ich weiß, daß zahlreiche
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0108