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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0110
88 Zeitschrift für Parapsychologic. 2. Heft. (Februar 1931.)

Gerade* so wie wir in unserem normalen Traumleben die uns oft selbst in
Erstaunen setzende Fähigkeit haben, Phantasiegebikle von naturtreuestem Aussehen
und Gebaren zu schaffen, so hat das Medium diese Fähigkeit in übernormalem
Grade. Auch die Materialisationen sind nur Schöpfungen des
Mediums: im wahren Sinne des Wortes geistige Schöpfungen, personifizierte,
verkörperte Traumbilder und mögen sie nun aus eigenem Wissen oder aus
fremdem Wissen telepathisch geschöpft sein — Phantasiegeschöpfe seine«»
l nterbewußtseins.

Bergmann: Und so berufen Sie sich denn auch hier auf Ihr letztem
Auskunftsmittcl. auf die Telepathie, die in ihrer Anwendung auf das Uätsel
der Materialisation zwar von Ihnen nicht bewiesen, aber auch von uns nicht
widerleg! werden kann. Und so würde also unsere ganze Diskussion mit einem
Fragezeichen, mit einem „non liquet" enden?

Schmidt: Doch nicht ganz. Ich bin Animist, doch nur so lange, bis
für die Mitwirkung von Geistern bei den okkulten Phänomenen der lückenlose
und zwingende Beweis erbracht sein wird. Dieser aber fehlt noch immer.

Bergmann: Und ich bin Spiritist, aber nur in dem Sinne, daß ich den
Spiritismus für eine nicht bloß berechtigte, sondern sogar unentbehrliche Hilfs-
Ivvpothcse halle in allen denjenigen Fällen, wo wir uns die okkulten Vorgänge
durch Seelenkräfle des Mediums nicht zu erklären vermögen. Denn - seien
wir doch offen - die Erklärungen durch das Unterbewußtsein sind in diesen
Fällen, von denen ich ja einige zur Sprache gebracht habe, nicht* weiter
als Verlegenheitshypothesen und Scheinlösungen des Problems, die unser Erklä-
ningsbedürfnis nicht befriedigen, sondern einlullen. leb bin aber nicht Spiritist
in dem Sinne, daß ich in jedem Einzelfall den sich kundgebenden Spirii
wirklich für den Geist halte, als welchen er sich ausgibt. Dagegen spricht
schon die Erfahrung, daß die Spirits sich gar zu oft auf nachweislich falschen
Mitteilungen über ihr angebliches früheres Erdenleben ertappen lassen und die
weiter^ Erfahrung, daß sie sich zwar als den Geist Goethes, Schillers, Piatos
oder anderer Mensehheitsheroen auszugeben lieben, aber dennoch nichts anderes
als läppisches Zeug oder armselige Gemeinplätze zu äußern wissen. Jedenfalls
ist noch in keinem einzigen Falle ein lückenloser Beweis gelungen, daß
der Spirit wirklich der Geist sei, als den er sich bezeichnet.

Schmidt: Für was halten Sie dann aber die Geister, wenn sie nicht
^die Seelen Abgeschiedener sind?

Bergmann: Ich halte für möglich, daß. wenn auch nicht durchwegs,
doch vielfach im Okkultismus geistige Wesenheiten von dämonischer Art ihre
Hand im Spiele haben. Der kritische Spiritist, der nicht alles aufs Wort glaubt,
was sie aussagen, nennt sie Trug- und Lügengeister. Ich weiß ja recht wohl,
daß die große Mehrzahl unserer gebildeten Zeitgenossen diese Hypothese von
dem realen Vorhandensein einer Gcisterwelt weit\on sich weisen und geradezu als
einen Gewaltakt gegen Vernunft und Erfahrung ansehen. Vergessen wir aber
doch nicht die erkenntniskritische Tatsache, daß wir die Außenwelt nicht unmittelbar
wahrnehmen, sondern daß unsere Erfahrung von allem, was in dieser
Außenwelt lebt und webt, sich ganz und gar auf das beschränkt, was unsere


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