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Kulmer: Baron Hellenbach als Denker, Forscher u. Menschenfreund. 97
Besonders beliol war Hellenbach beim weiblichen Gescblecht; wohl selten
ist von einem philosophischen Schriftsteller in so weitgehender Weise auf die
gebildete Frauenwelt Rücksicht genommen worden wie von ihm. Viele seiner
Schriften sind absichtlich so gemeinfaßlich geschrieben, damit, wie er sagt,
auch die Damen sie verstehen können, sie gerne und mit Nutzen lesen sollen.
An mehreren Stellen seiner Werke wendet er sich ausdrücklich an seine „Leserinnen
'*.
Eine ganz besondere Begabung war Hellenbachs eigenartiges musikalisches
Talent, welches sich stellenweise bis zum frei und ursprünglich schaffenden
Genie erhob. Mit größter Leichtigkeit wußte er alle fremden oder eigenen
musikalischen Gedanken, welche ihm in den Kopf kamen, selbständig auszudrücken
. Die seltsamen Klänge seiner ungarischen Heimat, wie sie uns Fran/
Liszt nahegebracht hat, und die seines Lieblingskomponisten Richard Wagner
brachte er besonders gern zur Wiedergabe. Seine eigenen Phantasien hatten
etwas seltsam Zauberisches! Sie klangen wie überirdische Musik und konnten
durch ihren Schwung zu unwiderstehlicher Begeisterung anfeuern.
Heilenbachs p o 1 i i i s c h e Prophezeiungen.
Ein eingehendes Studium seiner Werke von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet
wäre gewiß ein lohnendes Unternehmen, sowohl für den Historiker
wie für alle jene, die sich mit ^ozial-wirtschaflliehen Problemen zu befassen
haben.
Erwähnen will ich hier nur, daß bisher alle seine Voraus&agungen richtig
eingetroffen sind. Es handelt sich nicht um irgendwelches somnambul-seherisches
Schauen, sondern lediglich um eine richtige Anwendung der \on ihm
erkannten Entwicklungsgesetze des geistigen, sozialen und nationalen Lebens.
Merkwürdig anmuten könnte uns auch heute folgender Vusspruch, den
Hellenbach 1881 niederschrieb:
.JDas zukünftige Rußland, unterstützt durch die rebermacht der Vereinigten
Staaten Amerikas und durch die finanzielle Kalamität der europäischen
Staaten, wird die Veranlassung zur Föderation odei zum Veropag
der sieben europäischen Völkergruppen bilden, und dadurch (dann) den Krieg
innerhalb Europas illusorisch machen. Ja, wohl allen Krieg überhaupt von
der Erde verbannen. Wenn je, selbst nach der allerschwersten Zeit ein Staatenbund
Deutschlands, Oeslerreich-Ungarns. Italiens, Spaniens, Frankreichs, Englands
und Schweden-Norwegens mit gemeinsamem Wehr-, Zoll- und Kolonialsystem
entstünde, der dann selbstverständlich die ganze Menschheil beherrschte,
so wäre allerdings kaum irgendein Preis hierfür zu hoch... Wann dies ein-
treten werde, scheint unbestimmbar .. . Man wird wohl kaum irregehen, wenn
man die Milte des nächsten Jahrhunderts als den äußersten Termin
für die Regeneration Europas annimmt. Leider wird dieser Entwicklungsprozeß
nicht glatt verlaufen, sondern durch blutige Kämpfe und schwere Opfer
erkauft werden. sind selbst große Katastrophen wahrscheinlich."
(Schluß folgt.)
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