http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0125
Fachliteratur des Auslandes.
103
Dr. Geley. Als im Jahre 1919 das Internationale Metapsychische Institut in Paris
gegründet worden war, wurde er zu dessen wirklichem Präsidenten gewählt (den
Ehrenvorsitz führt Prof. Richet) und leitete von jetzt an in unermüdlicher Arbeit
dessen Schicksale. Seine letzten Wünsche gingen dahin, in Italien ein ähnliches
Institut ins Leben zu rufen, wurde jedoch daran durch den Tod, der ihn in seinem
76. Lebensjahre erreichte, gehindert.
Zum Schluß weisen wir auf die eingehende Würdigung der Verdienste des
Verstorbenen in der Revue Metapsychique durch Dr. Osty hin. (Nr. 6, November
bis Dezember 1930.) Prof. J. Kasnacich, Graz.
Fachliteratur des Auslandes.
Revue metapsychique, 1930, Nr. 5, September—Oktober.
1. Richet, Ueber Therese Neu mann, das lange Fasten.
Richet erörtert nur letzteren Punkt. Zuerst gibt er eine Anzahl kurze Berichte
aus der älteren Literatur, fast immer waren es Frauen mit hysterischen Zügen,
die außerdem an Schwierigkeiten der Nahrungsaufnahme (Dysphagie) litten.
Mehrfach wurden die Personen längere Zeit streng bewacht, ohne daß man Betrug
feststellen konnte. Eine Anzahl fastete nicht vollständig, aß aber sehr wenig,
so daß das, was diese Personen in einem Jahre aßen, kaum zureichte, um eine
normale Person zwei Tage zu ernähren. Richet meint, daß, wenn man auch die
Angaben nicht alle für völlig richtig zu halten brauche, und man sie mit zehn
multiplizieren würde, man doch noch /u phantastisch niedrigen Zahlen komme.
Sodann bringt er interessante eigene Erfahrungen. Bei genauen Messungen
in einem Atmungsapparat stellte er bei einer lethargischen Hysteroepileptischeii
fest, daß sie innerhalb 16 Minuten nur 4 Liter Luft einatmete im Gegensatz zum
Normalen, der in dieser Zeit 128 Liter einatmet. Die Temperatur sank dabei nicht.
Eine andere Frau lehre längere Zeit in Richets eigenem Haushalt als Erzieherin
und er wog bei den Mahlzeiten ihre Nahrung, innerhalb von 58 Tagen. Auf den
Tag fielen 346 Kalorien gegenüber von etwa 1800, die ein Normaler für den Tag
brauchen würde. Da die Nahrungsmittel im Haus unter Verschluß waren und
sie nie ohne Begleitung ausging, ist Richet überzeugt, daß sie sonst nichts zu sich
nahm. Sie nahm während der Zeit um 2 Kilogramm ab. Auch eine Oberwärterin
an Janets Klinik wurde genau untersucht, sie lebte lange Zeit nur von ein wenig
Milch, Bier und Fleischbrüh0. Genaue Messungen während 28 Tagen ergaben
unter Zurechnung der Gewichtsabnahme von 606 Gramm einen Kalorienverbrauch
von 260—270 auf den Tag.
Richet kommt zu dem Ergebnis, daß es abgesehen \on der normalen Ernährungsphysiologie
eine von ihr ganz verschiedene anormale gäbe. Besonders
beachtenswert ist dabei, daß die Personen die Temperatur halten, obwohl skv
nur eine geringe Atmung haben "und infolgedessen die Verbrennung bei ihnen
sehr gering ist.
2. E. Pascal, Das Problem des Hypnotismus. Set/t sich /uerst
mit den Gegnern des Hypnotismus auseinander, die entweder überhaupt seine
Existenz leugnen und /. B. den hypnotischen Schlaf für Simulation halten, oder
jede Suggestion verwerfen und sich nur an den Verstand wenden wollen, wenn
sie Neurosen behandeln. Er beweist demgegenüber, daß vielfach von Simulation
keine Rede sein könne. Auch sei es nicht richtig, daß sich andere Methoden nur
an den oberbewußten Verstand wenden, der Affekt und die Gefühle seien auch
bei diesenMethoden ausschlaggebend oder sprächen jedenfalls ein gewichtiges Wort.
Sodann wendet sich Pascal der Frage /u, warum die Hypnose so stark
zurückgetreten ist. Vielfach hat man alle möglichen Einwände gemacht gegen
die Anwendung der Hypnose, die aber zum großen Teil übertrieben sind, odei,
soweit sie richtig sind, wie etwa der Vorwurf, daß man nicht alle Menschen
hypnotisieren könne, nicht grundsätzlich gegen die Hypnose verwendbar sind.
Als hauptsächliche Gründe, daß die Hypnose nicht mehr soviel angewendet wird
als früher, sieht Pascal an, daß nicht wenig Mediziner ohne die nötige Vorbildung
an das Gebiet herantreten, und deshalb durch Mißerfolge entmutigt werden
. Auch sei nicht jeder Arzt durch seine persönlichen Eigenschaften für dies
Verfahren geeignet, Schüchterne ,:. B. würden kaum Erfolge haben. Pascal meint,
daß der Hypnotismus bald wieder mehr Beachtung finden werde. Während seine
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0125